Verlader zweifeln an Großcontainerschiffen

Die im Deutschen Seeverladerkomitee (DSVK) beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zusammengeschlossenen Unternehmen bewerten die Entwicklung hin zu immer größeren Containerschiffen kritisch. Das geht aus einer aktuellen, nicht repräsentativen Blitzumfrage hervor.

„Es zeigt sich, dass sich die zunehmenden Schiffsgrößen negativ auf Hinterlandverkehre und Hafenabfertigung auswirken und sich dies sehr nachteilig auch auf die Abwicklungen der Binnenschiffe in den Seehäfen ausweitet. Des Weiteren führen die resultierenden Überlastungen der Infrastruktur bereits heute zu spürbaren Verzögerungen in den Logistikketten“, moniert der DSVK-Vorsitzende Gerd Deimel. Während 43 Prozent der Befragten von Verspätungen während der Schiffsreise berichteten, gaben alle Befragten an, von Verspätungen im Vor- und Nachlauf oder in den Häfen betroffen zu sein.

Insbesondere die Vorläufe in die ARA-Häfen und die Nachläufe in den USA wurden von jeweils 29 Prozent als problematisch genannt. Als besonders auffällige Häfen wurden Rotterdam, Antwerpen und die Westküstenhäfen der USA bezeichnet (jeweils 33 Prozent) sowie ferner Norfolk, Manila, Singapur und Hamburg.

Neu befragt wurden die DSVK-Mitglieder zu Verspätungen bei der Abfertigung von Binnenschiffen in den ARA-Häfen. 57 Prozent gaben an, aufgrund alternativer Umschlaghäfen nicht davon betroffen zu sein, während 43 Prozent von teils erheblichen Verzögerungen von bis zu 72 Stunden berichteten.

Fehlende Informationen

Weiterhin kritisch wird das Informationsverhalten der Carrier im Verspätungsfall beurteilt. 71 Prozent der Befragten (67 Prozent im Vorjahr) berichteten von fehlenden oder lückenhaften Informationen.

Als besonderes Problem haben die Seeverlader den Trend zu vermehrten Umladungen und Feederverkehren ausgemacht, da immer weniger Häfen von den immer größeren Schiffen im Direktverkehr angelaufen werden könnten. Dabei liege die für Transshipments notwendige Zuverlässigkeit indes nur bei 50 Prozent.

Das DSVK steht mit seiner Kritik an den Großcarriern nicht allein da. Erst jüngst hatte die OECD in einer Studie darauf hingewiesen, dass die Gesamtkosten entlang der maritimen Lieferkette aus dem Ruder laufen (THB 18. Juni 2015). Deren Autor Olaf Merk rechnete vor, dass die Transportkosten für einen Container bei einem 19 000-TEU-Schiff um 50 US-Dollar höher seien als bei einem 14 000-TEU-Carrier. Prompt folgte eine Replik der Maersk Line, also jenes Carriers, der als erster auf Großschiffe gesetzt hat: „Ein Standardcontainer kann auf einem heutigen Containerschiff bis zu 500 Dollar weniger kosten als auf einem älteren Schiff mit 14 000 TEU“, sagte Vizepräsident Amdi Krogh.

Lob für Buchung

Immerhin haben die DSVK-Mitglieder Verbesserungen in einigen Bereichen ausgemacht: So ist für 71 Prozent das Buchen und Versenden der Container zeitnah und problemlos möglich. sr/pk

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