„Sewol“: Lebenslang für Fähren-Kapitän

Ein Jahr nach der „Sewol“-Schiffskatastrophe mit mehr als 300 Toten hat ein Berufungsgericht in Südkorea den Kapitän wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Landgericht in Kwangju ging damit am Dienstag über das Urteil der ersten Instanz aus dem November hinaus. Damals wurde gegen den Kapitän Lee Jun Seok wegen grober Fahrlässigkeit noch eine Haftstrafe von 36 Jahren verhängt. Besonders die Familien der Opfer kritisierten das Urteil damals als zu milde.

Zum Abschluss des Prozesses warf der Richter dem Kapitän vor, den Tod der Passagiere in Kauf genommen zu haben. Der 70-jährige Lee habe die Passagiere angewiesen, auf dem Schiff zu bleiben, während er sich selbst als einer der Ersten gerettet habe. „Der Kapitän beendete das Leben von Schülern vorzeitig und hinterließ bei den Eltern lebenslange seelische Wunden.“ Die Staatsanwaltschaft hatte – ebenso wie zahlreiche Familien der Opfer – die Todesstrafe gefordert.

Offiziell kamen 295 Menschen beim Untergang der „Sewol“ vor der Südwestküste des Landes am 16. April 2014 ums Leben, neun gelten als vermisst. Die meisten Opfer waren Schüler auf einem Ausflug. An Bord befanden sich 476 Menschen, als die Auto- und Personenfähre kenterte. Wie Ermittler später herausfanden, war das Schiff überladen.

Lee hatte sich während des Hauptverfahrens dafür entschuldigt, das Schiff vorzeitig verlassen zu haben. Er habe jedoch nicht gewusst, dass sein Verhalten zu so vielen Toten führen würde. Weitere 14 Besatzungsmitglieder waren im November zu Haftstrafen zwischen fünf und 30 Jahren verurteilt worden. Das Berufungsgericht verringerte jetzt die Strafen auf 18 Monate bis zwölf Jahre. pk

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