Antwerpen plant neuen Containerterminal

Der Hafen Antwerpen stellt die Weichen für ein weiteres, langfristiges Wachstum im Containerverkehr. Bis 2021 sollen auf dem linken Scheldeufer das neue Hafenbecken „Saeftinghedok“ sowie ein dazugehöriger neuer Containerterminal entstehen.

Das kündigte Luc Arnouts, Chief Executive Officer (CCO) beim Städtischen Hafenbetrieb Antwerpen (SHA), am Mittwoch in München auf der Weltleitmesse transport logistic an. Das neue Hafenbecken schließt an das bereits bestehende „Deurganckdok“ an, dessen in diesem Bereich errichtete Boxen-Terminals schrittweise ab 2005 ihre Umschlagtätigkeit aufnahmen. Arnouts begründete den Neubau unter anderem mit dem Hinweis darauf, dass immer mehr Großcontainerschiffe, verbunden mit entsprechenden Abmessungen, in Fahrt kommen. Zum anderen wachse der Containerumschlag in Antwerpen sehr stark: „Auf TEU-Basis haben wir im 1. Quartal dieses Jahres nochmals um gut 9,5 Prozent zugelegt“, präzisierte Arnouts.

Über das Gesamtjahr rechne man beim Containerumschlag mit einen soliden Wachstum. Ein wichtiger Impuls für den Containerumschlag in Antwerpen ging zudem von der Scheldevertiefung aus, die im Dezember 2010 erfolgreich abgeschlossen wurde. Obwohl gut 100 Kilometer im Hinterland gelegen, verfüge Antwerpen damit im Hinblick auf die nautische Erreichbarkeit über die Qualitäten und Bedingungen eines Tiefwasserhafens, so Arnouts. „Wir sehen in dieser Lage im Hinterland einen der großen Standortvorteile für unseren Hafen.“

Die Abfertigung der XXL-Frachter mit "13.000 TEU plus" werde sich künftig auf dem linken Scheldeufer konzentrieren. So gibt die Reederei MSC ihren am rechten, citynahen Scheldeufer gelegenen Hometerminal im Delwaidedok auf, um die Aktivitäten bis Anfang des kommenden Jahres auf das linke Scheldeufer ans Deurganckdok zu verlegen. Die Kapazitäten aller dort bereits bestehenden Boxen-Terminals addiert, stehen in diesem Hafenbereich rund elf Millionen TEU zur Verfügung. Zur Einordnung: Antwerpen schlug 2014 insgesamt neun Millionen TEU (+4,7 Prozent) um.

100 Hektar Fläche

Arnouts betonte, dass der neu zu bauende Containerterminal bereits ein lang verfolgtes Projekt sei. Das Hafenerweiterungsgebiet Saef thinge, mit dem Europas zweitgrößter Seehafen nochmals 1000 Hektar neue Entwicklungsfläche hinzugewinnt, hätte nach den ursprünglichen Plänen bereits 2008 schrittweise erschlossen werden sollen. Doch dann kam die Weltwirtschafts- und Finanzkrise. Damit verschwand das Expansionsvorhaben zunächst in der Schublade.

Arnouts sagte weiter, dass der jetzt beschlossene und bis 2021 umzusetzende zweite Anlauf zur Nutzung dieses Hafenareals wohl abgewogen sei. Man baue das Hafenbecken auf der Grundlage von abgesicherten Vorhersagen der für Antwerpen heute schon relevanten Reedereikunden aus dem Containersegment. „Wir haben es also mit einem konkreten Bedarf zu tun“, stellte Arnouts fest. Denn bis 2021 erwarte man auch die Vollauslastung der Containerterminals im benachbarten Deurganckdok.

Der Hafenmanager räumte ein, dass der angestrebte Realisierungszeitraum von gerade einmal sechs Jahren – ab heute – sehr ambitioniert sei. Auf der anderen Seite seien bereits viele Vorarbeiten geleistet worden, zum Beispiel, was die klare Ausweisung des Gebietes als Hafenerweiterungszone in der übergeordneten Raumordnungsplanung betrifft. Für die noch ausstehenden Verfahren, unter anderem auch in puncto Umwelt, rechnet er mit „gut zwei Jahren“. Einen entschiedenen Widerstand aus dem Bereich von Bürgern oder Umweltverbänden erkennt man beim Hafenbetrieb auch nicht.

Zwei Bauabschnitte

Der Bau des neuen, zunächst 1,4 Kilometer langen Hafenbeckens und der damit verbundenen Containerkapazitäten soll in zwei Phasen gegliedert werden, wobei der erste Abschnitt in jedem Fall realisiert werde. Sollte es zum Abschnitt 2 kommen, dann würde das neue Hafenbecken insgesamt vier Kilometer lang sein. Zur besseren Einordnung: Die sogenannte Stromkaje in Bremerhaven ist heute gut fünf Kilometer lang. Arnouts weiter: „Die Phase 2 ist eine Option. Wann und ob sie kommt, wird langfristig entschieden.“ Für den Abschnitt 1 nimmt der SHA rund 660 Millionen Euro in die Hand, die ausschließlich in die Infrastruktur fließen. Der eigentliche Terminal mit der angestrebten jährlichen Umschlagleistung von 5,1 Millionen TEU werde als Konzession über eine internationale Ausschreibung vergeben. Allerdings habe die SHA hier klare Vorstellungen: „Der Preis steht von vornherein fest. Derjenige erhält den Zuschlag, der das auch härtesten Prüfungen standhaltende Betreiberkonzept vorlegt und den Hafenbetrieb damit überzeugt.“ Ein Preiskampf um die Konzession komme für die SHA nicht infrage. Arnouts: „Wir sind bei der Konzessionsvergabe absolut offen.“

Dass der neue Containerterminal dagegen einen Preiskampf zwischen den relevanten Häfen innerhalb der Nordwestregion und den dar in angesiedelten Terminal-Operateuren auslösen oder gar forcieren könnte, erwartet Arnouts ebenfalls nicht (siehe auch Frage der Woche rechts). Man gehe mit den neuen Kapazitäten nicht spekulativ in den Markt.

Außer dem Bau des neuen Terminals und Hafenbeckens auf dem linken Scheldeufer werde der SHA neue Meilensteine auf dem Rechten Ufer setzen. So können durch die Verlagerung des MSC-Hometerminals am Delwaidedok hin zum Deur ganckdok Flächen neu genutzt werden. Arnouts: „Wir sind aktuell im Gespräch mit der aus Saudi-Arabien stammenden Firma ERS (Energy Recovery Systems) über den Bau einer in dieser Form weltweit einzigartigen Anlage zur Aufbereitung von Plastikmüll. Als Ergebnis der Umwandlungsprozesse sollen Ammoniak und Urea (Harnstoff) entstehen, die wiederum wichtige Grundstoffe für die in Antwerpen ansässige pe tro chemische Industrie liefern.“ ERS interessiert sich am Delwaidedok, das in den frühen 1980er Jahren eigens für den Containerverkehr gebaut wurde, für eine Fläche von rund 150 Hektar. Das Gesamtprojekt steht für ein Investment von rund 3,7 Milliarden Euro. Gut 900 neue Arbeitsplätze könnten geschaffen werden. Eine solche Anlage würde zudem Antwerpens Position als führender Standort der petrochemischen Industrie nachhaltig stärken. Ebenfalls unterstützt würde die Loco-Quote beim Güteraufkommen im größten belgischen Seehafen. Arnouts rechnet mit weiteren Ergebnissen zu dem Zukunftsprojekt „in den kommenden Monaten“. EHA/FBi

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