Brennelemente per Schiff nach Cuxhaven
Erstmals seit mehr als zehn Jahren steht ein Transport plutoniumhaltiger Brennelemente aus der umstrittenen Atomfabrik im nordenglischen Sellafield nach Deutschland bevor. Die Brennelemente sollen per Schiff nach Cuxhaven und von dort zum Atomkraftwerk Grohnde gebracht werden. Eine Sprecherin von Eon Kernkraft sagte gestern, der Transport sei für den Herbst geplant, aber noch nicht genau terminiert. Bislang hatte es lediglich im Jahr 1996 einen Transport von Mischoxid-Brennelementen (MOX) aus Sellafield gegeben, berichtete ein Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz.
Cuxhaven war bisher kein Umschlagplatz für radioaktives Material. Eine Genehmigung des Bundesamtes für Strahlenschutz für den Atomtransport über Cuxhaven steht noch aus. Es liege zwar ein Antrag vor, die Unterlagen seien aber noch nicht vollständig, hieß es.
Atomkraftgegner wie die Grünen verlangen nun Auskunft von der Landesregierung. Sie befürchten seit Bekanntwerden des geplanten Atomtransports, dass der Tourismus und das Weltnaturerbe Wattenmeer darunter leiden.
Der Transport von plutoniumhaltigen Mischoxid-Brennelementen ist nach Angaben einer Sprecherin von Eon Kernkraft ein normaler Vorgang. In den vergangenen fünf Jahren habe es 39 entsprechende Transporte aus einer belgischen MOX-Fertigungsanlage zu deutschen Atomkraftwerken gegeben, sagte sie. 1996 ist die Fracht laut Eon aus Sellafield über Bremerhaven ans Atomkraftwerk Unterweser gegangen.
MOX-Brennelemente, die hoch gefährliches Plutonium aus der Wiederaufarbeitung enthalten, kommen wieder in Atomkraftwerken zum Einsatz und sind teurer als herkömmliche Uran-Brennelemente. In Sellafield an der Nordwestküste Englands gibt es neben dem französischen La Hague die größte Wiederaufarbeitungsanlage für Atombrennstäbe in Europa. Die Anlage geriet unter anderem in die Schlagzeilen, weil sich dort 1957 einer der größten nuklearen Unfälle vor Tschernobyl ereignet hatte: Ein Brand in einem Reaktor konnte erst nach drei Tagen gelöscht werden und eine atomare Wolke zog über Großbritannien hinweg.
Das Atomkraftwerk Grohnde an der Oberweser wird 25 Jahre alt. Der Energiekonzern Eon feiert den Betrieb an diesem Mittwoch unter anderem mit Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). Atomkraftgegner kritisierten die Veranstaltung. Seit 1984 hatte es in dem Atommeiler mehr als 200 Pannen gegeben - nach Darstellung des niedersächsischen Umweltministeriums waren die meisten aber nicht sicherheitsrelevant.