Hapag-Lloyd: Ab 2016 wieder mit Gewinn
Die Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd hat sich große Ziele gesetzt: Rückkehr in die Gewinnzone ab 2016, erfolgreicher Abschluss des Zusammenschlusses mit der chilenischen CSAV bis zur Jahresmitte und die Bestellung von neuen Containerschiffen, die von vornherein als „LNG-ready“ konzipiert werden.
Diese und weitere Eckpunkte gab der Vorstandsvorsitzender Rolf Habben Jansen am vergangenen Freitag in der Firmenzentrale am Ballindamm auf der Bilanzpressekonferenz des Konzerns bekannt. Ursprünglich hätte Habben Jansen die Unternehmenszahlen gemeinsam mit dem (bisherigen) Finanzvorstand Peter Ganz präsentieren sollen. Doch dieser hatten einen Tag zuvor, auf der Aufsichtsratssitzung des Konzerns, seinen Rücktritt erklärt und schied noch am gleichen Tag aus dem Konzern aus. Neuer Finanzchef zum 1. April wird der Chilene Nicolas Burr.
Der seit Juli 2014 agierende, niederländische Vorstandschef Habben Jansen räumte ein: „Das Geschäftsjahr 2014 war ergebnisseitig ohne Frage ein äußerst enttäuschendes Jahr.“ Bei Umsatzerlösen von 6,8 Milliarden Euro weist die Reedereigruppe einen Verlust von 603,7 Millionen Euro aus. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor waren es minus 97,4 Millionen Euro. Das EBITDA betrug 98,9 Millionen Euro (Vorjahr: 389,1 Millionen Euro), das operative Ergebnis lag bei minus 112,1 Millionen Euro (Vorjahr: 67,2 Millionen Euro). Habben Jansen wies darauf hin, dass das Ergebnis von 2014 „stark von Einmaleffekten geprägt“ wurde – unter anderem durch die Kos ten für die Übernahme und Inte gration der CSAV-Containerschifffahrtsaktivitäten und „eine Wertminderung auf ein Portfolio alter Schiffe“.
Aktuell hat die Reedereigruppe 191 Frachter im Bestand. Beim weltweiten Ranking der großen Containerreedereien belegt sie Platz vier nach Maersk, MSC und CMA CGM. Die durch das Unternehmen gebuchte Containertransportmenge erreichte 5,9 Millionen TEU – ein Zuwachs von 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf der Kostenseite erfolgte zum Jahresende eine gewisse Entlastung durch die geringeren Bunkerpreise als Folge des stark gefallenen Ölpreises. Für das laufende Geschäftsjahr – die Zahlen für das 1. Quartal sollen am 13. Mai präsentiert werden – stellte Habben Jansen „eine deutliche Ergebnisverbesserung“ in Aussicht. Zu den Top-Prioritäten seit der im Dezember 2014 eingeleiteten Verschmelzung der chilenischen Reederei CSAV mit Hapag-Lloyd (THB 4. Dezember 2014) gehört für Habben Jansen die erfolgreiche Integration. Hier sei man auf einem sehr guten Weg, bestätigte er im Verlauf der Pressekonferenz. Er geht davon aus, dass dieser Prozess im Juni abgeschlossen sei. Neben den verschiedenen Containerdiensten und IT-Systemen komme es im Besonderen darauf an, innerhalb der Mitarbeiterschaft der beiden Unternehmen ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Als Folge der Fusion sind jetzt rund 11 000 Beschäftigte für die Reederei tätig, während Hapag-Lloyd zuvor gut 7000 Mitarbeiter zählte. Der erfolgreiche Abschluss des Gesamtprozesses ist für Habben Jansen ein wichtiger Garant dafür, dass die als Ziel festgelegte Einsparung von jährlich 300 Millionen Euro auch erreicht werden können.
Zu den wichtigen Veränderungen im neuen Jahr gehört aus Sicht des Niederländers auch die ab Juli beginnende Zusammenarbeit mit Hamburg-Süd und CMA CGM mit einem neuen Angebot im interkontinentalen Containerverkehr zwischen Lateinamerika und Fernost. Habben Jansen knüpft große Erwartung an diese Kooperation, die drei Dienste nach der Südamerika-Westküste (SAWK) sowie zwei nach der Ostküste (SAOK) und Asien vorsieht. Die Hapag-Lloyd-Flotte soll auf einem hohen Leistungsniveau gehalten werden. Aktuell verhandelt die Reederei mit verschiedenen asiatischen Werften über die Bestellung neuer Tonnage. Von fünf Schiffen ist dabei die Rede. „In gut vier Wochen“ dürfte man mehr dazu sagen. Nur das steht fest: Die Neubauten werden bereits „LNG-ready“ vorausgerüstet sein, so, wie es zum Beispiel auch bei der arabischen UASC bereits auf den Weg gebracht wurde. Habben Jansen hofft, dass die LNG-Versorgungsinfrastruktur in den Häfen möglichst zügig ausgebaut wird.
Die deutsche Flagge bleibe für die Reederei wichtig. Der Standort Hamburg werde auch in Zukunft für das Unternehmen eine herausragende Rolle spielen. An der Minderheitsbeteiligung am Container Terminal Altenwerder (CTA) halte man fest. Habben Jansen hofft, dass die Elbvertiefung in absehbarer Zeit in Angriff genommen werden kann. Kein Thema ist für ihn derzeit eine Einbeziehung des JadeWeserPorts, auch wenn man die Entwicklung in Deutschlands einzigem Tiefwasserhafen weiterhin sehr genau verfolge. EHA