Wohin mit dem Waschwasser?

Tagt noch bis einschließlich Freitag in London: der PPR-Unterausschuss der International Maritime Organization, Foto: IMO

Quelle: AFI/DNV GL
Wenn in diesen Tagen der Unterausschuss für Pollution Prevention and Response (PPR) der Internationalen Schifffahrtsorganisation in London tagt, steht einmal mehr die Diskussion um Open-Loop-Scrubber auf dem Programm.
Die offenen Abgasreinigungsanlagen stehen bei Umweltschützern in der Kritik, weil das verwendete Waschwasser nicht wie bei geschlossenen Systemen gesammelt und sachgemäß an Land entsorgt, sondern direkt von den Schiffen ins Meer geleitet wird. Das schade der marinen Umwelt, zumal das Problem der Luftverschmutzung durch die Schifffahrt nicht gelöst werden könne, indem man die Verschmutzung ins Wasser verlagere, heißt es seitens der Umweltschützer.
Mehrere Verbände, darunter der World Wildlife Fund, Friends of the Earth International und Pacific Environment, reichten nun entsprechende Berichte zur Sitzung des PPR-Unterausschusses ein, darunter eine Studie zu möglichen Auswirkungen von Scrubber-Waschwasser auf Wale vor der kanadischen Westküste.
Der Unterausschuss kündigte vor seiner Sitzung an, „seine Arbeit an der Überarbeitung der Richtlinien für Abgasreinigungssysteme von 2015“ fortzusetzen, auch unter Berücksichtigung aktueller technischer Entwicklungen und gesammelter Erfahrungen aus dem Betrieb. Darunter dürften gleichermaßen mehrere Studien fallen, die den Einsatz von Open-Loop-Scrubbern respektive die Umweltauswirkungen des Waschwassers für unbedenklich erklären.
Dazu gehört unter anderem eine vom Kreuzfahrtverband Clia Europe und Interferry finanzierte Langzeitstudie der niederländischen Forschungs- und Beratungseinrichtung CE Delft. Vorläufige Ergebnisse deuteten darauf hin, „dass die akkumulierten Konzentrationen der Waschwasserkomponenten von Abgasreinigungssystemen sehr niedrig sind und die geltenden gesetzlichen Grenzwerte deutlich unterschreiten“.
Dennoch ist das Image von Open-Loop-Scrubbern beschädigt – jedenfalls für den Moment. In einer Vielzahl von Häfen weltweit ist der Einsatz der offenen Systeme oder zumindest das Einleiten des Waschwassers verboten, darunter in Knotenpunkten wie Singapur und Antwerpen. Es gebe Zweifel an der Umweltverträglichkeit, und bislang vorliegende Daten genügten nicht, um diese Zweifel zu beseitigen, hieß es bei der Verbotswelle um den Jahreswechsel 2018/2019 herum immer wieder.
Tatsächlich aber ist die Zahl der mit Scrubbern ausgerüsteten Schiffe weltweit deutlich gestiegen. Meldete die Plattform Alternative Fuels Insight (AFI) der Klassifizierungsgesellschaft DNV GL für das Jahr 2018 noch lediglich 722 Scrubber in Betrieb oder in Auftrag, waren es Ende 2019 bereits 3029 und aktuell 3812. Die Ursache dieses rasanten Anstiegs ist klar: die seit 1. Januar 2020 geltende Herabsetzung der Schwefelobergrenze. Wie die Folgen aussehen, bleibt dagegen umstritten.
Der PPR-Unterausschuss der IMO tagt noch bis einschließlich Freitag. Zu den weiteren Themen gehören Entwicklungen im Anti-Fouling-Bereich, beim Ballastwasser und Umweltschutz in der Arktis. ger