Verhaltenes Fazit zum Methanol-Antrieb

Seit fünf Jahren nutzt die „Stena Germanica“ auf ihrer Route zwischen Kiel und Göteborg zum Teil Methanol als Treibstoff, Foto: Stena Line
Vor fünf Jahren ging die zwischen Kiel und Göteborg verkehrende Fähre „Stena Germanica“ als größte Methanolfähre der Welt auf ihre erste Fahrt. Die Bilanz der schwedischen Reederei fällt eher verhalten aus.
„Die Umrüstung der ‚Stena Germanica‘ auf Methanolantrieb war und ist ein wichtiger Meilenstein auf unserer Reise zu einer nachhaltigeren Schifffahrt“, sagt Erik Lewenhaupt, Head of Sustainability, Brand and Communication bei der schwedischen Stena Line. Trotz der nach seinen Angaben sehr guten Erfahrungen und des großen Potenzials von Methanol als Schiffstreibstoff plant Stena Line derzeit nicht, weitere Fähren mit Methanolantrieb auszustatten. „Derzeit ist Methanol aus Kosten- und Logistikgründen keine wettbewerbsfähige Alternative zu traditionellen Treibstoffen. Wir sehen aber ein großes zukünftiges Potenzial in Verbindung mit Batterien oder Brennstoffzellen“, so Lewenhaupt weiter.
Anfang 2015 wurde das 240 Meter lange Fährschiff auf der Remontowa-Werft in Polen mit einem kombinierten Methanolantrieb ausgerüstet. Die Gesamtkosten für die Umrüstung in Höhe von 22 Millionen Euro wurden seinerzeit durch das EU-Programm „Motorways of the Sea“ unterstützt. Die erste Fahrt zwischen Kiel und Göteborg fand Ende März desselben Jahres statt und etablierte Methanol als Treibstoff für große Fährschiffe. Technisch handelt es sich um eine sogenannte Dual-Fuel-Lösung, die es erlaubt, die vier Motoren der Fähre sowohl mit Methanol als auch mit traditionellem Treibstoff wie Marine Gas Oil (Marinediesel) anzutreiben.
Wie die Reederei mitteilt, kam Methanol zwar regelmäßig als Haupt- oder Ergänzungstreibstoff auf der „Stena Germanica“ zum Einsatz, sparte dabei aber nur 25 Prozent des traditionellen Treibstoffs ein. Immerhin: Im vergangenen November verkündete die Schwesterfirma Stena Bulk, dass die Massengutreederei zusammen mit Proman Shipping den Bau von zwei methanolbetriebenen Tankschiffen plant, die 2022 fertiggestellt werden sollen.
Hintergrund: Methanol kann aus Erdgas, Kohle, Biomasse oder CO2 gewonnen werden. Durch die Verwendung von Methanol sinken nach Angaben von Stena die Schwefelemissionen um 99, Stickstoffemissionen um 60 und Partikelemissionen um 95 Prozent im Vergleich zu traditionellen Treibstoffen. Wird das Methanol aus erneuerbaren Rohstoffen gewonnen, spielten auch die CO2-Emissionen keine große Rolle mehr.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1962 hat sich Stena Line mit aktuell etwa 5000 Angestellten zu einem nach eigenen Angaben größten Fährunternehmen der Welt entwickelt. Erst vor wenigen Wochen kündigte die Reederei allerdings an, im Zuge der Corona-Pandemie kurzfristig rund 950 Arbeitsplätze wegen starker Rückgänge vor allem im Passagierverkehr abzubauen. Auch die traditionsreiche „Königslinie“ zwischen dem deutschen Ostseehafen Sassnitz auf Rügen und dem südschwedischen Trelleborg steht vor dem Aus. bo