Umweltfreundliche Folien im Dauereinsatz

Umweltschutz ist und bleibt ein großes Thema, und zwar auch für kleine Schiffe.

Der inhabergeführte, maritime Dienstleister H.S.H. Schleppgesellschaft mbH aus Hamburg setzt so etwas wie eine eigene Öko-Strategie um. Aktuelles Beispiel: das Anfang Februar 2016 getaufte und in Dienst gestellte Festmacherboot „Lütt Deern“. Es wurde für rund 250.000 Euro auf der Werft Behrens Schiffs- und Schweißtechnik GmbH in Hamburg-Finkenwerder gebaut.

Das Boot ist neun Meter lang, knapp vier Meter breit und kommt mit seinem 230-PS-Motor auf gut 10 Knoten. Zudem ist es eisgängig, was auf der Elbe ebenfalls von Bedeutung ist. Einen konkreten Beitrag zum Umweltschutz leistet das Fahrzeug zum einen über einen Rußfilter und ein geschlossenes Kühlwassersystem. Firmenchef Benito Di Racca:„Auf diese Weise wird verhindert, dass das Elbwasser durch Öl und Verbrennungsrückstände belastet wird.“ Einen besonderen Öko-Weg schlägt das Unternehmen auch beim Rumpfanstrich ein. Bereits seit seiner Indienststellung ist „Lütt Deern“ mit einem besonderen Rumpfanstrich im Rahmen eines Pilotprojekts im Hamburger Hafen unterwegs.

Üblicherweise werden in der Berufsschifffahrt Biozide eingesetzt, um den Bewuchs mit beispielsweise Algen und Muscheln zu verhindern. Biozidhaltige Anstriche können das sogenannte Fouling zwar verhindern, ihre Freisetzung schädigt aber auch die Umwelt und Organismen des marinen Lebensraumes. Hier kommt eine Entwicklung des Familienunternehmens Renolit aus Worms zum Tragen. Die Firma zählt seit über 70 Jahren nach eigener Darstellung zu den führenden Herstellern hochwertiger Kunststoff-Folien. Inzwischen hat das Unternehmen eine Folie für den maritimen Bereich entwickelt. Dieses Produkt stellt nach Überzeugung der Firma „eine Alternative zu diesen Anstrichen dar“.

Dabei handelt es sich um eine sogenannte Fouling-Release-Folie, die im Gegensatz zu den üblichen Antifouling-Lösungen vollkommen biozidfrei ist. Mit diesem Kunstfilm wurde der Rumpf der Lütt Deern im Februar 2016 beklebt. Im Rahmen von Reparaturarbeiten wurde das Festmacherboot kürzlich aus dem Wasser geholt. Damit ergab sich die perfekte Gelegenheit, die besondere Funktionalität dieser Öko-Folie in Augenschein zu nehmen. Das erfolgte bei der Schiffswerft M.A. Flint im Hamburger Hafen. H.E.S.-Geschäftsführer Benito di Racca wohnte diesem besonderen Augenblick bei und war begeistert. „Als das Boot aus dem Wasser geholt wurde, gab es kaum Anhaftungen am Rumpf. Kein Bewuchs, keine Muscheln – für mich heißt das: Die Folie funktioniert“, stellte er erfreut fest.“ und weiter sagte er: „Ich bin sehr zufrieden mit den Folien von Renolit.“ Auch nach mehrmaligen Inspektionsintervallen und Slippen halte diese Folie immer noch zu 100 Prozent am Schiffsrumpf. Di Racca weiter: „Wir fahren jetzt seit knapp zwei Jahren mit der Folie und hatten nie Probleme. Positiv ist auch die Möglichkeit zur kleinteiligen Ausbesserung. Im Frühjahr hatten wir eine Havarie, bei der die Folie beschädigt wurde. Diese Schäden konnten jetzt einfach durch kleine Folienabschnitte ersetzt werden.“

Aufgrund der guten Erfahrungen wurden jetzt auch noch zwei weitere, bei Renolit entwickelte Folienprodukte auf das Boot aufgetragen. Dabei handelt es sich zum einen um eine extrem stabile Schutzfolie, die vor Witterung, UV-Strahlung und Ausbleichen schützt . Die Techniker brachte sie im Überwasserbereich des Schiffsrumpfes auf. Eine weitere, dem Korrosionsschutz dienende Folie wurde im Bereich des Steuerhauses angebracht. Für das Industrieunternehmen aus Worms sind die guten Praxuserfahrungen im Hamburger Hafen nicht nur für die Entwicklungstechniker wertvoll. Sie sind auch verkaufsfördernd. Sébastien Charlès, Business Manager bei Renolit Maritime, sagt: „In vielen Häfen gibt es bereits die Regelung, dass noch nur Schiffe mit einem biozidfreien Coating in den Hafen einfahren dürfen.“ Es sei nur noch eine Frage der Zeit, wann auch im größten deutschen Seehafen dieses Thema auf die Tagesordnung komme. EHA

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