Synthetischer Diesel erfüllt Erwartungen

Seit zehn Jahren erfolgreich im Hamburger Hafen unterwegs: die auffällig lackierten Barkassen der Maritime Circle Line. Die Flotte fährt mit GTL (Foto: Arndt)

Auch im Klimakonzept der HPA spielt GTL eine Rolle (Foto: Arndt)
Die Diskussion um den Ersatz von ölbasierten Kraftstoffen in der Schifffahrt durch alternative Betriebsstoffe ist in vollem Gange. Mehr noch: Verschiedene Konzepte befinden sich in der Umsetzung.
Eine dieser als umweltfreundlich eingestuften Ersatzlösungen ist dabei GTL-Fuel – GTL steht für „Gas-to-liquids“. Im Hamburger Hafen beispielsweise haben sich verschiedene Firmen, die dem Hamburger Hafenschifffahrtsverband angeschlossen sind (der wiederum Teil des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg ist) diesem Thema verschrieben (THB 26. September 2016).
So auch die Reederei Gregors GmbH. Seit einem halben Jahr setzt sie den synthetischen Dieselkraftstoff in ihrer Flotte ein, die aktuell fünf Hafenbarkassen umfasst. Sie ist unter dem Namen „Maritime Circle Line“ ein Begriff. Die rot lackierten Barkassen haben einen hohen Wiedererkennungswert. Bevor er den neuartigen Kraftstoff in seine Flotte einführte, informierte sich Reedereichef Gregor Mogi umfassend über die Möglichkeiten. Ein wichtiges Argument für die Umstellung war dabei, dass man für den Einsatz von GTL die Schiffsmotoren auf den Barkassen nicht nachrüsten musste.
Eine entscheidende Motivation für den Einsatz von GTL war, dass die Reederei, die mit ihren Fahrzeugen auch besonders umweltsensible Teile des Hafens regelmäßig ansteuert, auf diese Weise zu einer besseren Luftschadstoffbilanz kommt. Daher ist Modi mit dem nach gut sechs Monaten vorliegenden Zwischenergebnis durchaus zufrieden: „Die Schiffsmotoren laufen leiser, und die kleiner ausfallenden Abgaswolken sind nahezu geruchsneutral. Bereits mit dem ersten Tanken sind die Emissionen stark zurückgegangen.“ Und: „Die Barkassen verbrauchen die gleiche Menge des synthetischen Kraftstoffs im Vergleich zum herkömmlichen Diesel.“
Kaum Preissteigerung
Auch das gehört zum Gesamtbild: GTL Fuel ist etwas teurer als herkömmlicher Diesel. Durch den Einsatz des umweltfreundlicheren Kraftstoffs verteuere sich eine Hafenrundfahrt aber nur unwesentlich.
Auch bei den Fahrgästen des Barkassenbetriebs werden die Neuerungen wahrgenommen. Mogi: „Von unseren Hafenrundfahrtgästen bekommen wir sehr gutes Feedback zum emissionsarmen Schiffsbetrieb.“
Zu den weiteren Vorteilen von GTL gehört nach den Erfahrungen von Frank Böhm, Geschäftsführer der Hamburg Bunker Service GmbH (HBS) auch, dass „GTL Fuel biologisch abbaubar und weniger gewässergefährdend als herkömmlicher Diesel ist“. Der Schifffahrtsfachmann geht daher noch einen Schritt weiter: „Der Kraftstoff wäre sogar für Dieselgeneratoren von Kreuzfahrtschiffen geeignet, um während der Liegezeiten in städtischen Häfen die lokalen Emissionen deutlich zu verrin gern.“
Die Firma HBS betreibt eine im Hamburger Hafen gelegene Bunkerstation, die auch regelmäßig von den Barkassen der Gregors GmbH zur Kraftstoffnachversorgung angesteuert wird. Die Anfänge des mittelständischen Unternehmens lassen sich bis ins Jahr 1948 zurückverfolgen. Heute wird über sieben Tankschiffe mit Tankkapazitäten von 80 bis 2300 Kubikmeter sowie Tank-Lkw der bestellte Kraftstoff angeliefert. Neben Reedereien gehören auch Werften, technische Betriebe und Schiffstouristik-Unternehmen zu den Kunden.
Und wie soll es weitergehen?
Mittelfristig erwartet die Reederei Gregors durch den Einsatz von GTL einen geringeren Wartungsaufwand bei den Schiffsmotoren, was wiederum zur Betriebskostensenkung beitragen wird. Dank des hohen Reinheitsgrads des Kraftstoffs sollen sich die Ablagerungen im Motor erheblich reduzieren, so das Leistungsversprechen. Denn weniger Ruß und kein Schwefel bedeuten für das Motorenöl, dass es länger nutzbar ist, da die Additive deutlich weniger beansprucht werden.
Auch bei der Hamburg Port Authority (HPA) setzt man auf GTL, um auf diese Weise weniger Luftschadstoffe beim Schiffsbetrieb freizusetzen. Der Treibstoff ist Bestandteil eines sogenannten Fünf-Säulen-Konzeptes mit den Komponenten „Emissionsarme Kraftstoffe“, „Abgastechnik bei Neubeschaffungen“, „Abgastechnik Nachrüstlösungen“, „Innovative Antriebskonzepte“ und „Energieeffizienter Schiffsbetrieb“. Die HPA wird durch die Klassifikationsgesellschaft DNV GL fachlich begleitet. EHA
So funktioniert GTL
GTL Fuel ist ein synthetischer Dieselkraftstoff, der vorwiegend aus Erdgas hergestellt wird. Der synthetische Kraftstoff verbrennt erheblich sauberer als herkömmlicher Dieselkraftstoff und setzt weniger lokale Emissionen frei. Erste Messungen des Herstellers mit Testbetrieben ergaben einen Ausstoß von bis zu 70 Prozent weniger Ruß, bis zu 20 Prozent weniger Stickoxiden und bis zu neun Prozent weniger Kohlendioxid. GTL verbrennt geruchsneu tral. Der Kraftstoff ist frei von Schwefel und enthält weder aromatische Verbindungen noch organischen Stickstoff. GTL ist biologisch abbaubar, nicht toxisch und nicht krebserregend. Des Weiteren ist der synthetische Kraftstoff weniger gewässergefährdend als herkömmlicher Diesel. GTL kann in vorhandenen Fahrzeugen mit Dieselmotor ohne Umbaumaßnahmen eingesetzt werden.