Schub für Flettner-Rotor

Flettner-Rotor an Bord des Mehrzweckfrachters „Fehn Pollux“, Foto: Ems Fehn Group
Die Bemühungen in der weltweiten Schifffahrt, den Treibhausgas-Ausstoß zu verringern, haben eine fast 100 Jahre alte Erfindung wieder in den Blick gerückt: den Flettner-Rotor. Bei der säulenförmigen Maschine sorgt ein rotierender Zylinder für Vortrieb, wenn er vom Wind umströmt wird. Von dem Schub für diese Technik profitiert auch die Firma Eco Flettner, die aus einem Forschungsprojekt der Hochschule Emden/Leer hervorgegangen war.
Mitte des vergangenen Jahres war ein 18 Meter hoher und 3 Meter breiter Segelzylinder auf dem Vorschiff des Mehrzweckfrachters „Fehn Pollux“ installiert worden. Die Forscher entwickelten außerdem eine automatische Steuerung mit einem Messsystem. „Damit sind erstmals präzise und belastbare Schubmesswerte für einen Flettner-Rotor möglich“, so Michael Vahs von der Hochschule.
Das Ergebnis der Testfahrten von Skandinavien bis ins Mittelmeer: Bei kräftigem seitlichem Wind liefert das moderne Segel einen Schub, der einer Maschinenleistung von 700 Kilowatt entspricht. Damit ist die Leistung etwa so hoch wie beim Schiffsmotor – und deutlich höher als die Wissenschaftler erwartet hatten. Im Jahresmittel unterstützt der Windantrieb den Schiffsdiesel bei Fahrten entlang nord- und westeuropäischer Küsten mit etwa 100 bis 150 Kilowatt. Laut Vahs lassen sich damit, abhängig von der Schiffsgeschwindigkeit, zwischen 10 und 20 Prozent Treibstoff einsparen.
Auch beim Verband Deutscher Reeder attestiert man dem Flettner-Rotor ein Einsparpotenzial von mindestens zehn Prozent Brennstoff. Für Christian Denso kommt der Zusatzantrieb bei Containerschiffen eher nicht infrage, bei Bulkern und Tankern hingegen schon: „Der Flettner-Rotor ist vor allem für Schiffe mit freien Decksflächen geeignet.“ Damit Frachter an den Terminals zugänglich bleiben, könnte eine Kippvorrichtung für den Rotor sinnvoll sein.
Schiffe wie die mehr als 20 Jahre alte „Fehn Pollux“ ließen sich leicht nachrüsten, so Vahs. „Eine Rotorinstallation wie auf dem Testschiff ist auf einen erheblichen Teil der Welthandelsflotte übertragbar.“ Das mache signifikante CO2-Einsparungen möglich. Manövrierfähigkeit und Sicherheit würden nicht beeinträchtigt, wie der Testbetrieb gezeigt habe. Der Rotor sei robust und lasse sich von der Crew automatisiert einsetzen. fab/lni