„Polarstern“ erreicht Nordpol

Schneller als gedacht erreichte die „Polarstern“ den Nordpol, weil das Eis ungewöhnlich weich und löchrig ist, Foto: AWI
Am Mittwoch um 12.45 Uhr hat das Forschungsschiff „Polarstern“ den Nordpol erreicht. Dabei hat das Schiff im Rahmen der Mosaic-Expedition eine Route nördlich von Grönland genommen – durch ein Seegebiet, das in der Vergangenheit von teilweise mehrjährigem Eis geprägt war.
In diesem Jahr zeigten vorab Satellitenaufnahmen, dass die Eisbedeckung bis jenseits 87° Nord außergewöhnlich locker war. So entschieden Mosaic-Expeditionsleiter Markus Rex und „Polarstern“-Kapitän Thomas Wunderlich, von der Position der letzten Versorgung in der nördlichen Framstraße zwischen Grönland und Spitzbergen direkt nach Norden zu fahren.
„Wir sind größtenteils im offenen Wasser bis 87° 30’ Nord gelangt, oft mit Wasserflächen bis zum Horizont“, beschreibt Rex die Situation. „Wir waren uns aufgrund der Satellitenbilder zunächst nicht sicher, ob die lockere Eisbedeckung auf Winde und Strömungen zurückzuführen ist und hatten die Befürchtung, ein Wetterwechsel könnte das Eis wieder zusammenschieben“, berichtet der Expeditionsleiter vom Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung.
Vor Ort stellte sich heraus, dass das Meereis tatsächlich großflächig geschmolzen ist. „Ich bin erstaunt, wie weich und leicht durchfahrbar das Eis dieses Jahr bis 88° Nord angetaut ist“, berichtet Kapitän Wunderlich. „Sogar nördlich von 88° Nord sind wir meist mit 5-7 Knoten unterwegs. Das habe ich soweit im Norden noch nicht erlebt“, sagt er.
Für die letzte Phase von Mosaic nehmen die Wissenschaftler die Gefrierphase in den Fokus. Es ist das Puzzlestück, welches ihnen in der Beobachtung des gesamten Jahreszyklus des Eises der Arktis noch fehlt. „Je nach Eisbedingungen werden wir im Bereich des Nordpols nach einer geeigneten Scholle suchen, um die Arbeit auf dem Eis möglichst frühzeitig zu beginnen“, so Rex. Im Fokus stehen der Beginn des Frierens und die frühe Phase der Eisbildung.
Während der Expedition erforschen Wissenschaftler aus 20 Nationen die Arktis seit Herbst 2019 ein Jahr lang. Das Budget der Expedition beträgt über 140 Millionen Euro. tja