Kunststoffabfall treibt bis zur Arktis
Plastikmüll gelangt im Meer bis in die entferntesten Regionen der Erde und verschont dabei auch die Arktis nicht mehr.
Das zeigt eine der ersten Müllzählungen nördlich des Polarkreises, teilte das Al fred-Wegener-Institut (AWI) jetzt mit. Ein AWI-Forschungsteam und das belgische Laboratory for Polar Ecology hatten die Studie durchgeführt. Um das Ausmaß der Verschmutzung zu messen, hatten die Wissenschaftler eine Expedition des Forschungseisbrechers „Polarstern“ im Meeresgebiet zwischen Grönland und Spitzbergen, der Framstraße, genutzt. Von Bord des Schiffes und vom Helikopter aus suchte das Team um die AWI-Biologin Dr. Melanie Bergmann nach Müllteilen, die an der Wasseroberfläche trieben. Dabei legten die Forscher eine Fahrt- und Flugstrecke von insgesamt 5600 Kilometern zurück. „Insgesamt haben wir 31 Müllteile entdeckt“, berichtet Bergmann. Da die Zählungen von der Schiffsbrücke aus, also 18 Meter über der Meeresoberfläche, beziehungsweise von Bord eines Hubschraubers liefen, erfasste das Team in erster Linie großes Treibgut. „Unsere Zahlen sind deshalb aller Wahrscheinlichkeit nach eine Untertreibung des tatsächlichen Müllbestandes“, so Bergmann.
Die in dieser Studie gezählten Kunststoffreste in der Framstraße könnten aus einem neuen Müllstrudel stammen, der sich Computermodellen zufolge seit einigen Jahren in der Barentssee nördlich Norwegens und Russlands bildet, führt das AWI aus. Solche Strudel entstehen, wenn viele der im Wasser treibenden Plastikteile früher oder später von großen kreisenden Meeresströmungen eingefangen werden und sich im Zentrum dieser Wirbel konzentrieren. Fünf solcher Müllwirbel sind bisher weltweit bekannt. Der sechste in der Barentssee entsteht wahrscheinlich gerade, so das AWI. In ihm, so vermutet Bergmann, sammelt sich der Müll aus den dicht besiedelten Küstenregionen Nordeuropas. Eine andere Ursache für die Müllfunde in der Arktis könnte der Rückgang des arktischen Meereises sein, wodurch immer mehr Fischtrawler, dem Kabeljau folgend, weiter nach Norden vorstoßen. fab