Für Neubauprojekt „Polarstern II“ ist kein Land in Sicht

Das Original liegt wie geplant fest im Eis – und der Nachfolger liegt planerisch auf Eis: Während die Expedition der Wissenschaftler an Bord des Forschungsschiffes „Polarstern“ in der Zentralarktis läuft, wurde die Ausschreibung für den Neubau einer „Polarstern II“ gestoppt. Jetzt ist nicht mehr absehbar, wann das Alfred-Wegener-Institut (AWI) mit dem neuen Spezialschiff rechnen kann.

2010 hatte der Wissenschaftsrat den Bau eines modernen Forschungsschiffes empfohlen. Erste Gespräche gab es 2014. Das Ausschreibungsverfahren wurde 2015 gestartet, wurde jetzt aber von der Bundesregierung überraschend gestoppt. Das Bundesforschungsministerium macht dafür rechtliche Gründe geltend, weil man noch neue technische Anforderungen berücksichtigen lassen möchte.

Die Verzögerungen beim Bau eines neuen deutschen Forschungsschiffes für Polarregionen behindern nach Ansicht der Grünen im Bundestag die Wissenschaft und kommen den Steuerzahler teuer zu stehen. „Die Verfahren um die Ausschreibung nun wieder von vorne beginnen zu lassen, wirft das Projekt um Jahre zurück“, monierte die Stralsunder Grünen-Bundestagsabgeordnete Claudia Müller. Sie hatte die Bundesregierung mehrfach zum Stand der Planungen für das Projekt „Polarstern II“ befragt, ohne jedoch konkrete Antworten zu bekommen. „Zu Details des laufenden Verfahrens kann die Bundesregierung aus vergaberechtlichen Gründen keine Angaben machen“, hieß es laut Müller in einer der Antworten. Nach Angaben Müllers wird aktuell mit Kosten von 650 Millionen Euro kalkuliert.

„Die ‚Polarstern‘ ist bereits 38 Jahre alt und soll nach neuen Planungen noch mindestens weitere 7 Jahre fahren. Das ist für alle Beteiligten nicht zumutbar“, betonte Müller. Sie forderte das Forschungsministerium auf, zügig für Klarheit zu sorgen, wann und zu welchen Kosten ein neues Schiff angeschafft wird. „Außerdem benötigen wir dringend eine zentrale Stelle der Bundesregierung, die konsequent für die Beschaffung von Seeschiffen zuständig ist“, mahnte sie an.

In der Arktis ist mittlerweile mit zwei Wochen Verspätung der Eisbrecher „Kapitan Dranitsyn“ als Versorgungsschiff bis zur „Polarstern“ vorgedrungen. Seit dem Wochenende werden Mannschaft und Fracht ausgetauscht, wie ein Sprecher des Bremerhavener AWI am Montag sagte. Die „Polarstern“ driftet eingefroren in einer Eisscholle ein Jahr durch die Zentralarktis. Sturm und dichtes Meereis hatten ein zügiges Vorankommen des Versorgungsschiffes lange erschwert. Künftig soll das Personal per Flugzeug getauscht werden.  dpa/tja

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