Forscher sehen Eisschmelze mit Sorge
Über die Klima- und Umweltgefahren für die Arktis kann die deutsche Meeresbiologin Annette Bombosch bei ihren Reisen zum Nordpol nicht genug reden.
„Das Eis ist für Eisbären, Walrosse und andere Tiere ein wichtiges Ökosystem, das sich rapide verändert. Sie verlieren mit der Eisschmelze durch die Klimaerwärmung wichtigen Lebensraum“, sagt sie. Bombosch war in den vergangenen Monaten mit dem 160 Meter langen russischen Atomeisbrecher „50 Let Pobedy“ (IMO 9152959) unterwegs, der von dem Kreuzfahrtanbieter Poseidon angemietet wurde.
Im Rahmen ihrer Vorträge warnt sie vor den wachsenden Gefahren für das empfindliche ökologische Gleichgewicht in der Arktis. Vor allem die Pläne von Russland und anderen Staaten, künftig die im Meeresboden vermuteten Ressourcen wie Öl und Gas zu fördern, machen ihr Sorgen. Lärmende Förderplattformen und der zunehmende Verkehr von Containerschiffen könnten massiv die Kommunikation der Wale und ihre Suche nach Futtergründen stören, warnt Bombosch. Ebenso weist sie darauf hin, dass sich die Eisbären zunehmend auf Inseln zurückziehen müssten, weil die Arktis als Jagdgebiet wegschmilzt. 2015 könnte nach Ansicht von Forschern weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen vor 135 Jahren werden.
Auch der britische Geologe Alex Cowan sammelt an Bord des Eisbrechers Daten für ein Forschungsprojekt zur Beschaffenheit des Meereseises. Er sieht die Ursache für die massive Eisschmelze im Ausstoß von Treibhausgasen, die die Atmosphäre aufheizen. Es gebe Befürchtungen, sagt er, dass der Arktische Ozean innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte im Sommer eisfrei sein könnte. Cowan plädiert dafür, Touristen auf Kreuzfahrten intensiver in wissenschaftliche Erhebungen einzubinden. „Ich glaube, für Forschungskreuzfahrten gibt es einen Markt“, sagt er. Aus seiner Sicht sei es zu teuer, nur Forscher an Bord zu haben, weil Wissenschaftler allein die Kosten für eine solche Expeditionen nicht aufbringen könnten. Wenn aber der Tourismus einbezogen werde, dann könnten Datenplattformen ausgebaut werden und früh vor Veränderungen warnen, meint Cowan. dpa/bre