Flusskreuzer: Umweltfolgen kaum bekannt

Der Bundesregierung liegen keine eigenen Erkenntnisse über die ökologischen Auswirkungen des zunehmenden Flusskreuzfahrttourismus in Deutschland vor, heißt es in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Die Grünen. Darin hatten sich die Abgeordneten unter anderem nach einer Bewertung der Umweltfolgen in Häfen und entlang der befahrbaren Flüsse erkundigt.

Der Grünen-Abgeordnete Stefan Schmidt, Mitglied im Ausschuss für Tourismus und federführend in der Kleinen Anfrage, bewertet die Ergebnisse als „ernüchternd“. „Obwohl der überwiegende Teil der Flusskreuzfahrten auf den Hauptwasserstraßen stattfindet, also in Bundeszuständigkeit liegt, hat die Bundesregierung einen bedauerlich überschaubaren Kenntnisstand“, sagt Schmidt. So blieben etwa Fragen nach der Entwicklung von Treibstoffverbrauch und Emissionen von Flusskreuzfahrtschiffen sowie der Nutzung von Landstrom unbeantwortet.

Bekannt ist der Bundesregierung dagegen, dass im vergangenen Jahr 60 Kabinenschiffe mit einem Durchschnittsalter von 18,3 Jahren im deutschen Binnenschiffsregister gelistet waren. Derzeit seien es 58. Zwei dieser Schiffe seien mit Abgasnachbehandlungssystemen ausgestattet. Über das Verhältnis bei im Ausland registrierten Schiffen, die das deutsche Binnenwasserstraßennetz befahren, habe die Bundesregierung wiederum keine eigene Kenntnis.

In Hinblick auf die Luftschadstoffbelastung in Städten durch die Flusskreuzfahrt verweist die Bundesregierung auf eine Antwort auf eine frühere Kleine Anfrage FDP-Fraktion zur Binnenschifffahrt insgesamt: Sie habe keinen flächendeckenden Einfluss etwa auf die Stickstoffdioxidbelastung in Innenstädten. Die Emissionsgrenzwerte würden „oft schon im Uferbereich deutlich unterschritten“, hieß es darin. Entsprechende Messungen in Ufernähe erfolgen jedoch zumindest im Auftrag der Bundesregierung nicht.

Neben den ökologischen Folgen der Flusskreuzfahrt erkundigten sich die Grünen-Abgeordneten auch nach der wirtschaftlichen Bedeutung der Branche. Über die Zahl der direkt und indirekt von der Flusskreuzfahrt in Deutschland abhängigen Arbeitsplätze habe die Bundesregierung keine Kenntnisse. Über Beanstandungen hinsichtlich der Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmer lägen ebenfalls keine Informationen vor. Derweil beläuft sich der direkte Bruttoumsatz aus Flusskreuzfahrten laut einer Kurzstudie von 2017 auf durchschnittlich rund 270 Millionen Euro pro Jahr.

Für Stefan Schmidt ist nach der Antwort der Bundesregierung klar: „Es ist höchste Zeit, dass sich die Bundesregierung um das Thema Binnenschifffahrt kümmert. Deswegen begrüße ich es ausdrücklich, dass Verkehrsminister Andreas Scheuer Mitte Mai endlich einen Masterplan zur Binnenschifffahrt vorlegt.“ In Zeiten eines boomenden Flusskreuzfahrttourismus „muss die Bundesregierung die Rahmenbedingungen so gestalten, dass die Binnenschifffahrt leiser, sauberer und sparsamer wird“, appelliert Schmidt. „Nur so bleiben unsere schönen Hafenstädte auch für die Anwohnerinnen und Anwohner lebenswert.“ ger

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