Erste LNG-Lieferung für Swinemünde

Der Tanker „Al Nuaman“ brachte jetzt 210.000 Kubikmeter Flüssigerdgas aus Katar zur LNG-Anlage in Swinemünde, Fotos: Polskie LNG

Während in Deutschland noch über „Ob“ und „Wo“ für einen LNG-Import-Terminal diskutiert wird, schaffen verschiedene Ostseeanrainer bei diesem Thema konkrete Fakten.
Am Freitag wurde im polnischen Swinemünde der erste Flüssigerdgas-Terminal des EU-Mitglieds in Betrieb genommen. Das erste Schiff, das den wertvollen Energieträger anlieferte, war der 2009 gebaute LNG-Tanker „Al Nuaman“ (IMO 9431135). Er hatte eine dreiwöchige Reise vom Erdgas-Produktionsland Katar hinter sich.
Die neue Umschlaganlage ist in erster Linie „aus strategischen Gründen“ errichtet worden, sagte Anna Starosta vom Betreiber Polskie LNG. „Der Terminal erhöht die Energiesicherheit für Polen und unsere Region in Europa, die Lieferungen bisher fast nur aus einer Richtung erhalten hat“, fügte sie hinzu. Etwaige Überschüsse könnten in die baltischen Länder weitertransportiert werden. Im litauischen Hafen Klaipeda ist seit Ende 2014 ebenfalls ein Flüssiggas-Terminal in Betrieb. Auch in dem baltischen Nachbarland spielte bei der Investitionsentscheidung zugunsten des Terminals der Wunsch nach einer reduzierten Abhängigkeit gegenüber Russland eine entscheidende Rolle.
Polen verbraucht laut Polskie LNG jährlich durchschnittlich 15 Milliarden Kubikmeter Erdgas für Industrie, Verkehr und Privathaushalte. Etwa 30 Prozent des benötigten Gases wird aus heimischen Lagerstätten gewonnen. Der Rest muss importiert werden. Mehr als 80 Prozent stammt dabei aus russischer Förderung.
Die Beziehungen zwischen Warschau und Moskau haben sich als Folge des Ukraine-Konflikts deutlich abgekühlt und gelten als angespannt. Beobachter gehen davon aus, dass die neue polnische Regierung unter der Nationalkonservativen Beata Szydlo den Ton in der Außenpolitik gegenüber dem russischen Nachbarn noch einmal verschärfen wird.
Das Terminal in Swinemünde soll schrittweise hochgefahren werden, was für den aktuellen Ausbauzustand bis Mitte 2016 der Fall sein soll. Die Jahresleistung liegt bei fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas. Sie könnte auf 7,5 Milliarden Kubikmeter steigen, sollte ein dritter Lagertank gebaut werden.
Im südwestfinnischen Turku entsteht im Hafenbereich Pansio ebenfalls ein LNG-Terminal. Investor ist das Unternehmen Gasum. Die Anlage wird rund 60 Millionen Euro kosten. EHA/dpa