Datensammler am Meeresgrund
Zwei Kilometer vor der Küste in der Eckernförder Bucht an der Ostsee werden seit 1957 von einem Schiff aus regelmäßig Daten zum Zustand des Wassers gesammelt. Seit 2016 kommt dabei auch ein Unterwasser-Observatorium am Meeresgrund zum Einsatz. Nun hat das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel mit dem Forschungsschiff „Alkor“ einen neuen, modernisierten Messknoten ausgebracht. Die neue Unterwasserstation soll künftig wieder kontinuierlich Daten zu wichtigen Umweltparametern wie Temperatur, Salzgehalt und Strömungsverhältnissen für die Wissenschaft liefern.
Das so genannte „Boknis Eck“ ist eine der ältesten marinen Zeitserienstationen weltweit und ein wichtiger Bestandteil der internationalen Meeresforschung.
„Diese Methode nennt man diskrete Datensammlung“, erklärt Helmke Hepach, Umweltwissenschaftlerin am Geomar. Sie ist seit Dezember 2021 für die Messstation Boknis Eck zuständig. „Die Daten sind eine Grundlage für die Untersuchung der komplexen ökologischen Zusammenhänge“, berichtet sie.
Mit dem 2016 installierten Unterwasser-Observatorium wurde die Datensammlung auf ein neues Level gehoben: Es ist fest auf dem Meeresboden in etwa 15 Metern Tiefe verankert, bestehend aus zwei schreibtischgroßen Gestellen sowie einem acht Meter hohen Turm. Der so genannte Messknoten enthielt Sensoren, die neben anderen Parametern auch Strömungsgeschwindigkeit und -richtung aufzeichneten. „Durch das Observatorium hatten wir erstmals die Möglichkeit, kurzfristige Veränderungen oder dynamische Prozesse wie die Auswirkungen von Stürmen oder die Entstehung von Sauerstoffminimum-Ereignissen hochaufgelöst zu dokumentieren“, sagt Helmke Hepach.
Nach einem unerklärlichen Verlust des Observatoriums wurde ein Ersatzsystem entwickelt und nun ausgesetzt: Ein gebrauchtes Unterwasser-Observatorium von Helgoland wurde für die speziellen Anforderungen von Boknis Eck umgebaut, mit modernsten Sensoren ausgestattet und umfassend getestet. Auch ein neues Unterwasserkabel wurde verlegt. Um den Anschluss des Kabels kümmern sich Taucher der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Nun könne man wieder Datensätze aus der kontinuierlichen Messung gewinnen, so Helmke Hepach. „Um ein vollständigeres Bild von den dynamischen Prozessen in der Ostsee zu erhalten, sind diese unverzichtbar“, sagt sie. Die erhobenen Daten fließen nicht nur in die eigene Forschung ein, sondern auch in internationale Netzwerke wie das Coastal Observing System for Northern and Arctic Seas (COSYNA). tja