32 Millionen Euro für Klimaschutzdeich

Schweres Gerät kam beim Bau des neuen, gut 2,5 Kilometer langen Deiches zum Einsatz (Foto: Arndt)
Das Land zwischen den Meeren, Schleswig-Holstein, will seine Einwohner so gut wie möglich vor den Folgen steigender Meeresspiegel und Extremwettersituationen schützen. Ein 2,5 Kilometer langes Bauwerk auf Nordstrand gilt als Antwort auf den steigenden Meeresspiegel. Die Baukosten sind deutlich gestiegen.
Dazu gehört vor allem, dass die Deiche verstärkt oder auch erneuert werden. Die Gesamtlänge der Küstenlinie in Schleswig-Holstein beträgt nach Angaben des Kieler Landwirtschafts- und Umweltministeriums aus dem Jahr 2015 rund 1190 Kilometer. Davon entfallen gut 637 Kilometer auf die Ostküste – einschließlich der Schleimündung – sowie 553 Kilometer auf die Westküste. 431 Kilometer der Küstenlinie werden durch Landesschutzdeiche abgesichert, für deren Erhalt Schleswig-Holstein gut 63 Millionen Euro jährlich ausgibt. Weitere 96 Kilometer Küste werden durch sogenannte Regionaldeiche geschützt.
Jetzt wurde formell ein wichtiges Einzelprojekt abgeschlossen: Die Verstärkung des Landesschutzdeichs „Alter Koog“ auf der Halbinsel Nordstrand zwischen den Orten Strucklahnungshörn und Nordhafen. Eine Gesamtstrecke von gut 2,5 Kilometern. Davor war der Schutzwall zuletzt 1965 verstärkt worden. Er sorgt für den Schutz von gut 612 Hektar Kulturfläche sowie gut 370 Einwohnern.
Im Zuge der ab Frühjahr 2013 aufgenommenen Bauarbeiten wurde der Deich nicht nur auf 8,7 Meter über NHN (Normalhöhennull) aufgebaut. Das Schutzbauwerk erhielt in den zurückliegenden gut 4,5 Jahren auch ein neues „Kimaprofil“, und zwar als erster Deich in Schleswig-Holstein. Damit nicht genug: Durch das neue Profil schufen die Ingenieure jetzt schon die Basis dafür, dass der Deich noch einmal mit überschaubarem Ressourceneinsatz erhöht werden könnte, sollte sich das als notwendig erweisen. Im Detail flossen in den Deichbau eine Vielzahl von technischen Innovationen ein. Zu den verschiedenen Herausforderungen für die Bauingenieure gehörte beispielsweise der in dem Bereich anzutreffende besonders weiche Boden. Ohne aufwendige Vorbereitungen hätte er den neuen, sehr schweren Deich gar nicht tragen können. Eine technische Lösung bestand im großflächigen Einbau von sogenannten Geowaben als Bodenverstärkung.
Watt überbaut
Für den neuen Deich waren zudem verschiedene Eingriffe in die Natur vonnöten. So wurden beispielsweise 4,7 Hektar Watt überbaut. Zudem mussten für die gewaltigen Kleimengen fünf Hektar Fläche ausgebeutet werden. Zudem wurden der Nordsee etwa 300.000 Kubikmeter Sand entnommen. Die Natureingriffe wurden über verschiedene Einzelmaßnahmen ausgeglichen.
Zu Baubeginn hatte die Landesregierung die Baukosten auf rund 21 Millionen Euro veranschlagt, ein Betrag, den neben Schleswig-Holstein und dem Bund auch die EU aufbringen sollte. Mitte 2015 war bereits von rund 27 Millionen Euro die Rede. Und jetzt, nach Abschluss der Bauarbeiten, steht fest: Die Deichverstärkung schlägt sogar mit 32 Millionen Euro zu Buche. Die gut elf Millionen Euro Mehrkosten ergaben sich nach THB-Informationen vor allem aufgrund der sehr schwierigen Bodenverhältnisse. Zudem gab es einen mehrmonatigen Baustopp. Unterm Strich ist für Schleswig-Holstein so etwas wie ein „Vorzeigedeich“ entstanden, wie beim Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein zu vernehmen ist. „Wir freuen uns über einen erheblich besseren Küstenschutz und ein touristisch aufpoliertes Ferienziel“, sagte Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) am Freitag bei der offiziellen Inbetriebnahme. EHA/dpa