Liebherr: Kran-Haken riss bei 2600 Tonnen

Der HLC 295000 an Bord der „Orion I“ wurde bei einem Überlasttest völlig zerstört. Er brach zusammen, Foto: Timo Jann
Nach dem Unglück mit zwölf Verletzten während eines Überlasttests des an Bord des Offshore-Installationsschiffes „Orion I“ installierten Krans am Sonnabend in Rostock (thb.info 4. Mai 2020) hat die Liebherr-MCCtec jetzt erste Details zum Ablauf genannt. Demnach versagte der Kran-Haken bereits bei einem Gewicht von 2600 Tonnen. Eigentlich war er auf 5000 Tonnen ausgelegt und sollte bei dem Test sogar 5500 Tonnen heben. „Aktuell laufen umfassende Untersuchungen zur Ursache und dem Unfallhergang“, so Liebherr-Sprecher Dieter Schmidt.
Nach jetzigem Ermittlungsstand gehen die Behörden und Experten laut Liebherr einhellig von einem gebrochenen Kran-Haken als Ursache aus. Schmidt: „Warum der Haken der Belastung nicht standhalten konnte, ist in der aktuellen Phase der Ermittlungen noch unklar.“ Der Defekt war schon vor Ort erkennbar. Der eigentliche Haken und die Traverse, mit der der Haken an dem Heavy Lift Crane HLC 295000 angeschlagen war, hatten sich getrennt. Die Traverse hing an den Trümmern des zerstörten Krans und der Haken lag auf dem Ponton, den der Kran eigentlich hätte heben sollen.
„Die Entwicklung und Herstellung des Kran-Hakens wurde von einem externen Lieferanten zugekauft“, so Schmidt. Er betont: „Ein Konstruktions- sowie ein Produktionsfehler des Liebherr-Krans kann somit ausgeschlossen werden.“ Per Tieflader hatte der Hersteller den Haken angeliefert. „Beim Überlasttest handelt es sich um einen branchenüblichen Vorgang, bei dem der Kran auf seine maximale Traglast getestet wird“, erklärt Schmidt. Zehn Prozent zusätzlich zur Nennlast muss ein Kran leisten.
Der Defekt löste schließlich eine Kettenreaktion aus: Der durch die angehängte Last unter extremer Spannung stehende Hauptausleger des Krans schlug rückwärts gegen den A-Bock des Turms und kippte nach hinten über. Teile stürzten an Deck der „Orion I“ und auf die Pier. Die Polizei schätzte den Schaden auf bis zu 100 Millionen Euro. Die Deme Group, die die „Orion I“ geordert hatte, muss jetzt improvisieren. Eigentlich hätte das belgische Unternehmen das Schiff jetzt übernehmen sollen.
„Wir wünschen den Verletzten alles Gute und hoffen auf eine schnelle und vollständige Genesung“, sagt Leopold Berthold, Geschäftsführer der Liebherr-MCCtec Rostock GmbH. „Angesichts des Schadensausmaßes sind wir vor allem dankbar, dass es nicht zu weiteren Personenschäden gekommen ist“, ergänzt Berthold.
Auf den laufenden Betrieb im Liebherr-Werk im Überseehafen habe der Unfall nach aktuellem Stand keine Auswirkungen, heißt es. tja