Batterien für Offshore-Bohranlage

Die Halbtaucher-Plattform „West Mira“ soll die weltweit erste Bohranlage sein, die ein emissionsarmes Hybridkraftwerk mit der Lithium-Ionen-Energiespeicherlösung von Siemens betreibt, Foto: Seadrill
Der Technologiekonzern Siemens installiert seine Lithium-Ionen-Energiespeicherlösung jetzt erstmals an Bord einer Offshore-Bohranlage. Das „BlueVault“-System soll den Kraftstoffverbrauch um zwölf Prozent und die CO2-Emissionen um 15 Prozent senken.
Wie Siemens mitteilt, erhält die schwimmende Halbtaucher-Bohrplattform „West Mira“ die neue Batterietechnik. Eigentümer der derzeit im Nova-Feld auf der Nordsee, etwa 120 km nordwestlich von Bergen, arbeitenden Plattform ist der Offshore-Dienstleister Northern Drilling mit Sitz auf den Bermudas. Betrieben wird die „West Mira“ von der Seadrill Norway Operations aus London. Der deutsche Erdgas- und Erdölproduzent Wintershall hat die Anlage für sechs Bohrungen im Nova-Feld gechartert. Die Arbeiten sollen nach der technischen Umrüstung im dritten Quartal 2019 beginnen. Werden alle Charteroptionen ausgeschöpft, wird die „West Mira“ voraussichtlich bis zum ersten Quartal 2022 an Wintershall vertraglich gebunden sein.
Die „West Mira“ ist laut Siemens die weltweit erste schwimmende Bohranlage, die künftig von einem emissionsarmen Hybridkraftwerk mit Lithium-Ionen-Energiespeichern betrieben wird. Die „BlueVault“-Lösung besteht aus vier Umrichter-Batteriesystemen für eine Gesamtleistung von maximal sechs Megawatt.
„Die Integration der Energiespeicherung in das Stromversorgungs- und Verteilungssystem einer Bohranlage ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit auch in der Offshore-Öl- und Gasindustrie“, betont Bjørn Einar Brath, Head of Offshore Solutions bei Siemens. „Offshore-Plattformen haben einen sehr variablen Stromverbrauch für das Bohren und die dynamische Positionierung“, so Brath weiter. „Durch die Integration von Energiespeichern ist es möglich, die Laufzeit der Dieselgeneratoren zu reduzieren und sie in einem optimierten Drehzahlbereich zu betreiben. Das führt letztendlich zu geringeren Emissionen.“
Siemens geht davon aus, dass die Installation des „BlueVault“-Systems auf der „West Mira“ zu einer Reduzierung der Laufzeit der Dieselmotoren um 42 Prozent führen wird. Dadurch ließen sich nicht nur die CO2-, sondern auch die NOx-Emissionen deutlich verringern – und zwar um ein Volumen, das dem jährlichen Schadstoffausstoß von rund 10.000 Automobilen entspreche. Die Batterien werden dazu von den diesel-elektrischen Generatoren an Bord des Rigs geladen und zur Stromversorgung in Spitzenlastzeiten verwendet. Darüber hinaus dienen sie als Backup bei Stromausfällen an Bord. Der Bohr- und Bordbetrieb kann in diesem, allerdings unwahrscheinlichen, Fall weiter aufrechterhalten werden.
Die „BlueVault“-Lösung basiert den weiteren Angaben zufolge auf bewährter Technologie, die laut Siemens bereits auf mehr als 60 Seeschiffen weltweit im Einsatz ist. Auch die weltweit erste Elektroautofähre „Ampere“, die in Norwegen verkehrt, nutze das „BlueVault“-System. Um das Angebot an emissionsarmen Lösungen auch für raue Offshore-Betriebsumgebungen auszuweiten, hat Siemens im norwegischen Trondheim kürzlich eine vollständig robotisierte und digitalisierte Fertigungsanlage eröffnet, die Energiespeichertechnologien für Öl- und Gasanwendungen auf See entwickeln und herstellen wird. bo