Rekord im Secondhand-Geschäft

Im Gebrauchtmarkt für Handelsschiffe lag das Volumen 2017 so hoch wie in keinem Jahr zuvor.

Einheiten mit einer Tragfähigkeit von insgesamt 93,2 Millionen tdw wechselten innerhalb der vergangenen zwölf Monate den Besitzer, berichten die Analysten on Clarksons. Das bedeute gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 31 Prozent.

Das Volumen liegt auch deutlich über den zwischenzeitlichen Höchstwerten von 2007 und 2014. Im Jahr 2007, direkt vor dem Markteinbruch, waren 83 Millionen tdw zusammengekommen. Daran hatten auch viele Investoren aus Deutschland ihren Anteil. Damals florierte noch das KG-Modell, Marktanalysten lieferten den Akteuren mit utopischen Wachstumsaussichten vermeintlich gute Gründe für immer weitere Deals insbesondere in den Segmenten Containerfrachter und Bulker. Als jedoch die Finanzkrise ausuferte und die Überkapazitäten der weltweiten Handelsflotte offenkundig wurden, kamen die Geschäfte weitgehend zum Stillstand – vorübergehend. 2014 wurde dann mit 84 Millionen tdw ein neues Zwischenhoch erreicht.

Insbesondere deutsche Marktteilnehmer haben sich jedoch bis heute von den Folgen des Einbruchs 2008 kaum erholt und müssen sich auf Druck der finanzierenden Banken verstärkt von Tonnage trennen. Das betrifft vor allem Boxcarrier. Erstmals wurde jetzt innerhalb eines Jahres die Marke von einer Million TEU gehandelter Tonnage überschritten, berichtet Clarksons. Griechische Eigner stehen sowohl unter den Käufern als auch Verkäufern ganz oben. Auf der Verkäuferseite rangieren deutsche Eigner dann aber schon auf Rang 2, gefolgt von Mitbewerbern aus Japan. Auf der Käuferseite komplettieren China, die USA und Norwegen die Top 4. Für das Abschneiden der Skandinavier trugen die Akquisitionen der norwegischen Tochter von MPC Capital bei, die erst vor einem Jahr gestartet war und sich auf das Feedersegment spezialisiert hat. Der rege Handel mit Containerschiffen ist auch auf Preissteigerungen zurückzuführen, die es einigen Akteuren erleichterte, sich von Einheiten zu trennen. Und nicht zuletzt aus dem Abverkauf aus der Flotte der insolventen südkoreanischen Reederei Hanjin Shipping resultierten einige Abschlüsse.

Bei gebrauchten Bulkern legte der Handel im vergangenen Jahr nach den Zahlen von Clarksons um vier Prozent auf ein Volumen von 46,9 Millionen tdw zu. Für fünfjährige Capesizer etwa seien die Preise im Jahresverlauf um 38 Prozent gestiegen, begründen die Analysten das wachsende Interesse, zumal Beratungsunternehmen wie Drewry weiter anziehende Charterraten prognostizieren. Allerdings deutet die Orderflut für neue Bulkertonnage bereits darauf hin, dass der nächste Abschwung eine Frage der Zeit ist. Die THB-Leser hatten bereits im November in unserer Frage der Woche zu 84 Prozent der Aussage zugestimmt, dass die zahlreichen Bestellungen von Massengutfrachtern die Stabilität in der Bulkschifffahrt gefährdet.

Im Segment gebrauchter Tanker gab es im vergangenen Jahr im Vergleich zu Containerschiffen und Bulkern deutlich weniger Preisveränderungen, berichtet Clarksons. Dennoch legte auch hier die gehandelte Tonnage um 54 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Die Deals blieben jedoch unterhalb der Aktivitäten des Rekordjahres 2014.

Nach Berechnungen des THB auf Basis von Zahlen des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) umfasste die Gesamtflotte deutscher Reeder zum 31. Dezember 2017 noch 2343 Schiffe. Das sind rund elf Prozent weniger als ein Jahr zuvor (thb.info 11. Januar 2018). THB und Shippress.de hatten für das vergangene Jahr 300 Verkäufe von Einheiten deutscher Reeder ermittelt – so viele wie in keinem Jahr zuvor (thb.info 5. Januar 2018). fab

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