Immer mehr Schiffsverkäufe von deutschen Reedereien

Die „Hoechst Express“ (4639 TEU) ist einer von sieben Box-Carriern, die von Hapag-Lloyd zu König & Cie. wechselten, Foto: Andreas
Die deutsche Handelsflotte entwickelt sich weiter rückläufig. Knapp 100 Schiffe deutscher Reeder wechselten im ersten Halbjahr 2015 nach Erhebung des Branchendienstes Shippress.de den Besitzer.
Das Durchschnittsalter der veräußerten Schiffe lag bei 14,3 Jahren. 32 Prozent der veräußerten Einheiten sind nicht älter als zehn Jahre. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr waren die verkauften Handelsschiffe im Schnitt knapp zwölf Jahren alt, 42 Prozent der veräußerten Einheiten waren nicht älter als zehn Jahre.
Das Gros der insgesamt 96 im zurückliegenden Halbjahr verkauften Frachter entfällt auf Containerschiffe mit 72 Einheiten. Hinzu kommen zehn Tanker, neun Mehrzweckfrachter, drei Bulker und zwei Kühlschiffe. Damit setzt sich die hohe Schlagzahl bei Veräußerungen innerhalb der deutschen Handelsflotte fort. Seit 2012 bewegen sich die Abgänge pro Jahr in deutlich dreistelliger Höhe. Für das vergangene Gesamtjahr hatten die internationalen Schiffsbroker nach Erhebungen von Shippress.de 176 Verkäufe von Frachtern gemeldet, die für deutsche Gesellschaften unterwegs waren (<link http: www.thb.info rubriken schifffahrt-service single-view news ausverkauf-der-container-flotte.html external-link-new-window external link in new>THB 12./13. Januar 2015).
Die Gründe für die zahlreichen Verkäufe sind vielschichtig. Ein wesentlicher Grund liegt im Kaskadeneffekt: Große Schiffe verdrängen kleinere; das betrifft insbesondere die von deutschen Reedern in der Vergangenheit bevorzugten Containerfeederschiffe. Sie werden aufgrund bestehender Überkapazitäten in vielen Fällen nicht mehr gebraucht. Außerdem sind noch immer zahlreiche Schiffsgesellschaften durch Fremdfinanzierungen belastet. Da sich die Banken von schwierigen Beteiligungen in ihrem Portfolio trennen wollen, steigt der Verkaufsdruck für die Investoren.
Doch nicht alle Verkäufe deutscher Reeder bedeuten gleichzeitig, dass die Schiffe die deutsche Handelsflotte verlassen. Jeden vierten Deal machten im ersten Halbjahr inländische Akteure unter sich aus. Allein König & Cie. sicherte sich acht Frachter, darunter fünf 4639-TEU-Carrier (unter anderem die „Hoechst Express“) und zwei 2078-TEU-Einheiten von Hapag-Lloyd. Während nämlich Hapag-Lloyd die eigene Flotte verjüngt, wandelt sich König & Cie. seit diesem Jahr vom Emissionshaus zur Reederei und baut eine eigene Flotte auf. Dazu zählt auch die von der Buss Reederei übernommene „Borkum Trader“. Die E.R. Capital Holding sicherte sich drei Feederschiffe, darunter die „Paola“ mit 1118 TEU (<link http: www.thb.info rubriken schiffsverkaeufe single-view news paola-geht-an-er-schiffahrt.html external-link-new-window external link in new>THB 10. Juli 2015).
Die Zahl von Paketdeals war im ersten Halbjahr relativ gering. 70 Prozent der Transaktionen waren Einzelverkäufe. 18 Frachter wechselten im Doppelpack. Die Mehrzweckfrachter „Aachen“, „Amanda“ und „Sofia“ aus Fonds von HCI Capital gingen als Trio an HS Schiffahrt. Der Hamburgische Lloyd verkaufte drei 5100-TEU-Einheiten en bloc. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2014 hielten sich Einzelverkäufe und Paketdeals mit jeweils 88 Einheiten die Waage. Größte Transaktion war der Verkauf von 15 Tankern an US-Investor Oaktree. fab