Hafenwirtschaft fordert flexible Hilfe

Die Landungsbrücken in Hamburg gleichen bei strahlendem Sonnenschein wie in diesen Tagen normalerweise einem Wimmelbild. Nicht so in Zeiten von Corona. Gähnende Leere, alle Barkassen und Ausflugsschiffe haben festgemacht. Der Betrieb liegt still. „Eigentlich wäre jetzt der Saisonstart für die Branche. Viele Unternehmen haben im Winter viel Geld für ihre Schiffe ausgegeben und stehen jetzt ohne Einnahmen da“, beschreibt Knut Heykena, der Geschäftsführer des Hafenwirtschaftsverbands Hamburg, die aktuelle Situation im Gespräch mit dem THB.

Mit einem Brief hat sich der Verband jetzt an Finanzsenator Andreas Dressel gewandt. „Es sind schnelle und un konventionelle Methoden gefragt, um die Auswirkungen zu minimieren“, heißt es in dem Schreiben. Und die Hafenschiffer haben auch schon eine Idee zur Lösung der Finanznot: Aus dem 2019 aufgelegten Programm zur Sanierung der Speicherstadt sollten pro Fahrzeug 60.000 Euro an die Betriebe ausgezahlt werden, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden. „Das Geld steht im Haushalt, es wäre also sofort verfügbar. Es müsste nur anders als gedacht ausgegeben werden“, so Heykena.

In dem auf zehn Jahre angelegten Programm können Flottenbetreiber Zuschüsse von bis zu 60.000 Euro je Fahrzeug für Umbaumaßnahmen beantragen, um ihre Schiffe den veränderten Fleetsohlen in der Speicherstadt anzupassen. Denn im Zuge der Speicherstadt-Sanierung verringert sich die Durchfahrtshöhe unter den zahlreichen Brücken, die die Speicherstadt durchziehen, bei Hochwasser. Heißt: Dadurch wird für die Barkassen-Betreiber das Zeitfenster verkleinert, innerhalb dessen sie mit ihren Barkassen die Fleete passieren können. Dabei gelten die Fahrten durch die Speicherstadt unter Touristen als absolutes Muss.

„Die Hafenrundfahrt ist ein Saisongeschäft. Die Einnahmen des Sommers müssen auch den Firmenbetrieb im Winter finanzieren“, schreiben Heykena und Peter Lindenau, der Vorsitzende des Verbands, an Dressel. Heykena zum THB: „Wir müssen jetzt auch gucken, wie es mit Mieten, Pachten und Hafengebühren aussieht. Dazu sind wir bereits mit der HPA im Gespräch, man hat uns erzählt, der Aufsichtsrat würde darüber demnächst sprechen.“ Mehrere Barkassen-Betriebe haben ihre Mitarbeiter bereits in Kurzarbeit geschickt – und ein Ende ist vorerst nicht absehbar, weil auch das Ende der Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Epidemie noch längst nicht abschließend klar ist.

Wie den Betreibern der Ausflugsschiffe im Hafen geht es aber auch den anderen Reedern, die mit Rundfahrten für Touristen oder dem Chartergeschäft ihr Geld verdienen. Allein entlang der Elbe sind das Dutzende Schiffe, die jetzt nicht fahren. Den gemeinsamen Saisonauftakt im Rahmen des „Kurs Elbe. Tags“ am 26. April hatten die Schiffer schon abgesagt.

Eines dieser Fahrgastschiffe ist das 36 Meter lange „Salonschiff Aurora“ von Gabriela und Karl-Heinz Randel, das im Hafen von Geesthacht liegt. „Wir haben ganz viele Fahrten storniert und sind dabei überwiegend auf Verständnis gestoßen. Aber einige Gäste sind verständlicherweise auch sehr traurig, wie ein Paar, das seine Hochzeit an Bord feiern wollte“, berichtet Gabriela Randel. Sie fürchtet, dass die Saison 2020 komplett abgeschrieben werden muss. „Wir hätten jetzt eigentlich unseren Stromverbrauch für 2019 zahlen müssen, konnten in unkomplizierten Gesprächen mit der Stadt aber eine Stundung bis Ende Juni erreichen“, sagt Gabriela Randel.

An weiteren Lösungsmöglichkeiten für die angespannte finanzielle Situation der Unternehmen arbeitet die Politik bereits mit Hochdruck. „Wir hoffen auf eine gute Zukunft“, macht Heykena die Erwartungen des Verbands und der anderen Reeder in dieser Situation deutlich.  tja

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