Erinnerungen an dunkle „Auflieger“-Zeiten

Die Coronavirus-Krise bringt den internationalen Güterverkehr mehr und mehr durcheinander: In den deutschen Seehäfen reduzieren sich die Schiffsbewegungen, der Umschlag bricht ein. Zwar halten sich die Terminalbetreiber oder Reedereien mit genauen Zahlen weitgehend zurück, doch die schwierige Lage der maritimen Branche ist auch stets an der Auslastung der in jedem Seehafen besonders ausgewiesenen Aufliegerplätze abzulesen.

In norddeutschen Seehäfen, zumal den größeren Universal-Umschlagplätzen, erwartet man nach THB-Informationen in den kommenden Monaten durchaus, dass vermehrt Schiffe in den Häfen auf neue Aufträge warten müssen. Zwar sei vieles noch nicht bestätigt, aber es gebe verstärkt allgemeine Anfragen nach Auflieger-Möglichkeiten, heißt es auch bei der Rostock Port GmbH.

Auch in Hamburg zeigte in den vergangenen Tagen ein Bild die immer stärkeren Auswirkungen der Coronavirus-Krise: So machten etwa an den Norderelbpfählen kürzlich zwei Schiffe fest: der Stückgutfrachter „Zaanborg“ und das Containerschiff „Expansa“. Die „Expansa“ ist im Hamburger Hafen dabei ein guter Bekannter. Bis 2017 gehörte das Schiff noch unter dem Namen „Morsum“ zur Eckhoff-Reederei im niedersächsischen Jork. Dann wurde das 2012 in China gebaute 877-TEU-Containerschiff an JR Ship Management veräußert.

Die seit 1993 in Harlingen ansässige Reederei betreibt eine eigene Flotte, die aus Container-Feeder-, Mehrzweck- und Offshore-Serviceschiffen besteht. Die „Expansa“ fährt nun unter der Flagge von Antigua und Barbuda. Die Ladekapazität beträgt 880 TEU, und der Tiefgang wird mit 7,2 Metern angegeben. Das Schiff kam vom dänischen Aarhaus über Kiel und Bremerhaven nach Hamburg, wo nach Auskunft der Hamburg Port Authority (HPA) für Auflieger die Norderelbpfähle genutzt werden können. Dort verfügt die HPA insgesamt über acht Seeschiffsliegeplätze.

Die „Zaanborg“, die neben der „Expansa“ festmachte, fuhr indes aus Bandirma (Türkei) über Brunsbüttel nach Hamburg. Heimathafen des Mehrzweckfrachters, der 2001 auf der niederländischen Werft Bodewes gebaut worden ist, ist seit 2017 Delfzijl. Wagenborg, eine der größten Reedereien in den Niederlanden, hatte das Schiff von Feederlines in Groningen übernommen. Die „Zaanborg“ weist bei 119 Metern Länge, 15 Metern Breite und einem Maximaltiefgang von sieben Metern eine Ladekapazität von 9315 Kubikmetern in zwei Räumen auf, kann bei Bedarf aber auch bis zu 375 Container stauen und läuft mit einem 3840 Kilowatt leistenden MaK-Motor 14 Knoten. Mit rund 3000 Mitarbeitern bedient Wagenborg vor allem Kunden im Baltikum, in Nordwesteuropa, im Mittelmeerraum, in Amerika und im Fernen Osten.

Das aktuelle Foto mit den beiden an den Pfählen in der Norderelbe vertäuten Frachtern weckt unwillkürlich Erinnerungen an Szenen und Fotos aus der Zeit der großen Banken- und damit einhergehenden Schifffahrtskrise. Das war Ende 2008 und setzte sich dann 2009 mit voller Wucht fort. In den verschiedenen Seehäfen in der europäischen Nordwest-Range, aber auch anderen maritimen Hotspots rund um den Globus lagen vor allem Containerschiffe, darunter im Besonderen Feeder-Carrier. Durch das zum Teil auch sehr gezielt betriebene Auflegen von Tonnage, ergänzt um weitere Maßnahmen wie etwa das zu der Zeit „geborene“ Slow-Steaming sollte Transportkapazität aus dem Markt gezogen werden. Das alles mit dem Ziel, durch eine Verknappung auf der Angebotsseite etwa die Charter-Raten zu stabilisieren. Es gab dabei Schiffe, die über Monate unter dem Status „Auflieger“ geführt wurden. An der Küste fragt man sich daher immer vernehmbarer: Wiederholt sich im Bannstrahl von Covid-19 Geschichte und damit diese längst verdrängten Bilder?  jki/EHA

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