AGDM: Traditionsschiffe in schwerer See

Die Traditionsschiffe der Museumshäfen sind in schwerer See. Der Entwurf für eine neue Schiffssicherheitsverordnung (SchSV) widerspricht dem Koalitionsvertrag.“

Das erklärte am Donnerstag die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Museumshäfen (AGDM). Nachdem im Koalitionsvertrag für die 18. Legislaturperiode die Regierungsparteien die Erarbeitung einer dauerhaften Regelung für den Erhalt der Traditionsschifffahrt sowie die Modernisierung des Schifffahrtsrechts vereinbart hatten, liegt nun aus dem Bundesverkehrsministerium (BMVI) ein erster Entwurf für eine Schiffssicherheitsverordnung (SchSV) vor, der auch die Sicherheit auf Traditionsschiffen neu regeln soll (THB 22. September 2016).

Die AGDM habe mit Unterstützung von Fachleuten den Entwurf eingehend geprüft und stelle sich als Dachorganisation der Museumshäfen die grundsätzliche Frage, ob private Eigner und Trägervereine von Traditionsschiffen in Zukunft in der Lage sein werden, derartige Schiffe zu unterhalten und zu betreiben. Sollte der Entwurf der SchSV in der vorgelegten Fassung erlassen werden, befürchtet die AGDM, dass die Traditionsschifffahrt der deutschen Kulturlandschaft verloren gehe. Dies betreffe sowohl die bestehende Flotte als auch den Fortbestand durch deutlich erschwerte Zugangsbedingungen für neue Schiffe. Nach Einschätzung der AGDM werde daher der im Koalitionsvertrag versprochene Erhalt der Traditionsschifffahrt nicht umgesetzt. Es seien im Entwurf vielmehr neue und strengere Auflagen und Erschwernisse hinzugekommen. Die AGDM vertraue aber darauf, dass die Politik sich mit dem Entwurf kritisch auseinandersetzen werde.

Die Inbetriebnahme beziehungsweise Weiterführung existierender Schiffsbetriebe werde sowohl in baulicher Hinsicht erschwert als auch erheblich bürokratisiert. Die Besetzung der Schiffe werde deutlich komplizierter in Bezug auf die Ausbildungsanforderungen der Schiffsbesatzungen (unter anderem Seediensttauglichkeit, medizinische Lehrgänge) und auf den laufenden Betrieb an Bord (unter anderem Schiffssicherheitssystem, diverse Dokumentationen). Da der Schiffsbetrieb nicht zum Erwerb durch Seefahrt dienen dürfe, sei davon auszugehen, dass der Aufwand für Freiwillige, die über ihre Erwerbstätigkeit hinaus aktiv seien, zeitlich nicht mehr realisiert werden könne.

Großes Interesse

In den vergangenen 25 Jahren entstanden an der gesamten norddeutschen Küste Museumshäfen für Traditionsschiffe, die ein kulturelles maritimes Erbe repräsentieren. Die Eigner und Crews erlebten immer wieder – nicht nur auf Großveranstaltungen –, wie hoch das Interesse an Traditionsschiffen sei.

Die AGDM befürchtet, dass mit dem vorliegenden Entwurf eine sichere Zukunft der Traditionsschifffahrt und damit vieler Museumshäfen in Deutschland nicht gewährleistet ist. Der Dachverband hofft, dass zwischen Gesetzgeber und Betreibern ein Weg gefunden werde, der zeitgemäß sei, für die nächsten Jahre gelte und gleichzeitig das kulturelle maritime Erbe erhalte. FBi

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben