Vorsichtiger Optimismus

Der vorläufige Insolvenzverwalter der Wadan-Werften in Wismar und Warnemünde, Marc Odebrecht, hat sich vorsichtig optimistisch über die Zukunft des Schiffbauers geäußert. Die Lage sei sehr schwierig, aber nicht aussichtslos, sagte Odebrecht gestern in Wismar nach Betriebsversammlungen an den beiden Werftstandorten. Gegenwärtig sei kein Schiffbauprojekt des Unternehmens sicher finanziert. Lieferanten hätten rund 90 Millionen Euro an offenen Forderungen gegenüber den Wadan-Werften. Das Unternehmen habe keine liquiden Mittel. Bis Ende Juli zahle das Arbeitsamt für die rund 2400 Beschäftigten Konkursausfallgeld.

Mit Banken liefen derzeit intensive Gespräche zur Finanzierung von zwei im Bau befindlichen Fähren für das Unternehmen Stena Line. Noch im Juni müssten Entscheidungen zu den benötigten Krediten fallen, damit wieder Aufträge an Lieferanten gegeben werden könnten und beim Bau der Schiffe kein weiterer Verzug eintrete. Zwei andere Auftraggeber haben Odebrecht zufolge ihre Aufträge wegen des Insolvenzantrags vom 5. Juni gekündigt. Dabei gehe es auch um zwei fast fertige Schiffe. «Wir haben beide Kündigungen zurückgewiesen», sagte Odebrecht. Für die zwei fast fertigen Schiffe seien Notverkäufe vorgesehen, weil sich nicht abzeichne, dass der Auftraggeber sie zum vereinbarten Preis abnehmen werde.

Die beiden Werften stehen Odebrecht zufolge vor einem massiven Beschäftigungsproblem. In Warnemünde gebe es schon ab 1. August keine Arbeit mehr. Es werde mit Hochdruck an Möglichkeiten gearbeitet, die Mitarbeiter zu halten. «Sie sind das eigentliche Kapital der Werft.» Im Gespräch seien verschiedene Instrumente, darunter Kurzarbeit und Beschäftigungsgesellschaften. In Wismar reiche nach jetzigem Stand die Arbeit bis Mitte 2010, jedoch für eine abnehmende Zahl von Beschäftigten. Ziel sei es, die Werften im laufenden Betrieb zu verkaufen, betonte Odebrecht. Die Werften sollen international ausgeschrieben werden. Wie Odebrecht weiter sagte, rechnet er am 1. August mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens.

Rüdiger Klein von der IG Metall kündigte für Donnerstag einen Aktionstag in Warnemünde an. «Wir wollen deutlich machen, dass wir arbeiten wollen, um hier zu leben». Am Nachmittag wollten sich Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) und Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) in Schwerin zum Gespräch mit Betriebsräten der Wadan-Werften und Vertretern der IG Metall treffen. Von den Wadan-Problemen sind auch mehr als 250 Zulieferer betroffen, nach Angaben des Wirtschaftsministeriums sind rund 10 000 Menschen in diesem Bereich tätig. Der Wismarer Zulieferer Industriereinigungsservice GmbH ist bereits zahlungsunfähig.

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