TUI-Aufsichtsrat beriet Hapag-Lloyd-Verkauf
Im Machtkampf um den Reise- und Schifffahrtskonzern TUI hat sich am Donnerstag der Aufsichtsrat zu einer außerordentlichen Sitzung getroffen. Ein Konzernsprecher in Hannover bestätigte den Termin, machte aber zur Tagesordnung keine Angaben. Nach Informationen aus Branchenkreisen wollten sich die Aufsichtsräte über den Verkaufsprozess der Reedereitochter Hapag -Lloyd informieren und auch über die immer schärferen Angriffe des streitbaren Großaktionärs John Fredriksen gegen die TUI-Spitze. Weitreichende Beschlüsse wurden allerdings nicht erwartet.
Ein Sprecher von Fredriksen machte am Donnerstag erneut deutlich, die wichtigste Forderung des norwegischen Reeders sei, dass mit dem Vermögenswert Hapag-Lloyd für alle Beteiligten das beste Ergebnis erzielt werde. Dass dies mit einem Verkauf erreicht werden kann, bezweifelt Fredriksen. Ölpreis und sich abkühlende Weltkonjunktur drückten die Bewertung aller Container-Reedereien, hinzu kämen politische Widerstände, argumentierte kürzlich sein Vertrauter Tor Olov Troim. Es sei der falsche Zeitpunkt für einen Verkauf. Der Prozess müsse sofort gestoppt werden. Die Tochter, deren Trennung vom Konzern auf Druck einer Investorengruppe um Fredriksen im März beschlossen worden war, solle abgespalten werden und sich eigenständig weiterentwickeln können.
Der Kampf um Einfluss im Konzern und um die Trennung von Hapag-Lloyd tobt bereits seit Monaten und spitzte sich zuletzt immer weiter zu. Fredriksen, der selbst 15 Prozent Anteile hält und nach eigenen Angaben weitere 15 bis 20 Prozent der Aktionäre hinter sich hat, will die TUI-Spitze um Konzernchef Michael Frenzel stürzen. Er hält ihn für unfähig, was an der Kursentwicklung ablesbar sei, und wirft ihm Vetternwirtschaft vor. Der norwegische Reeder will auch um jeden Preis verhindern, dass Frenzel Hapag Lloyd verkauft und den Erlös ins Reisegeschäft steckt.
Der TUI-Chef hatte angekündigt, er wolle nach der Spaltung im Tourismus expandieren. Zugleich hatte er den Aktionären aber versichert, er wolle den maximalen Preis für Hapag-Lloyd erzielen und die Investoren angemessen am Erlös beteiligen. Das Bieterverfahren für Hapag-Lloyd läuft noch bis zum 21. Juli. Frenzel war sogar selbst nach Asien gereist, um in Kontakt mit potenziellen Bietern zu treten.
Auch Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat stemmen sich gegen einen Verkauf von Hapag Lloyd, weil sie um die Jobs in Hamburg fürchten. Unterstützt wird Frenzel von einer Gruppe von Aktionären mit Interessen im Tourismus - allen voran der zweitgrößte Aktionär Alexej Mordaschow, der zuletzt seinen Anteil von gut zehn Prozent um rund 1,6 Prozent erhöht hatte. Er will gemeinsam mit der TUI das russische Reisegeschäft ausbauen. Mordaschow hat sich in dem Machtkampf mit Fredriksen bisher öffentlich stets zurückgehalten - ebenso wie die anderen befreundeten Aktionäre, etwa die Hotelgruppe Riu. Insgesamt haben um die 30 Prozent der Investoren Frenzel bisher meist den Rücken freigehalten.