ThyssenKrupp streicht 20.000 Jobs
Der größte deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp will seine Belegschaft im laufenden Geschäftsjahr um rund 20.000 Beschäftigte reduzieren und trotz eines Milliardenverlusts eine Dividende zahlen.
Neben einem Personalabbau werde sich die Belegschaft auch durch Verkäufe von Tochtergesellschaften bis Ende September 2010 auf rund 167 000 Mitarbeiter verringern, kündigte Konzernchef Ekkehard Schulz am Freitag bei der Bilanzvorlage in Essen an. Ende September 2009 waren in dem Konzern noch mehr als 187 000 Menschen beschäftigt. Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008/2009 (30.9.) hatte der Konzern seine Belegschaft um fast 12 000 Beschäftigte reduziert.
ThyssenKrupp rechnet nur mit einer allmählichen Entspannung der Lage. „Die sich aktuell abzeichnende wirtschaftliche Erholung sehen wir noch als fragil an und gehen von einer eher langsamen Verbesserung aus", sagte Schulz. „Das Niveau von 2008 wird frühestens im Jahr 2012 wieder erreicht." Es bleibe zudem das Risiko, dass es 2010 noch einmal vorübergehend zu einem Rückschlag komme. 2010/11 werde sich die Situation aber positiver entwickeln.
Noch im laufenden Geschäftsjahr will der Konzern nach einem Vorsteuerverlust für 2008/2009 von mehr als 2,3 Milliarden Euro in die schwarzen Zahlen zurückkehren. Der Umsatz war um 24 Prozent auf 40,6 Milliarden Euro zurückgegangen. Auf die Ausschüttung einer Dividende will Thyssen-Krupp trotzdem nicht verzichten. Der Aufsichtsrat beschloss, der Hauptversammlung am 21. Januar 2010 die Ausschüttung einer Dividende von 30 Cent je Aktie vorzuschlagen. Damit will das Unternehmen rund 139 Millionen Euro an seine Aktionäre ausschütten.
Rund 5000 Stellen sollen im laufenden Geschäftsjahr durch Restrukturierungen und den Abbau von Verwaltungsfunktionen entfallen.Die Verwaltungskosten von 2,5 Milliarden Euro jährlich sollen weltweit um 20 Prozent gesenkt werden, erklärte Schulz. Dazu werde die zum 1. Oktober eingeführte neue Konzernstruktur wesentlich beitragen. Allein durch den geringeren Verwaltungsaufwand sollen bis zu 2500 Stellen eingespart werden. Dem soll der Aufbau von rund 3000 neuen Stellen etwa im amerikanischen Stahlgeschäft gegenüberstehen.
Außerdem will ThyssenKrupp im laufenden Geschäftsjahr weniger investieren. Das Investitionsbudget für 2009/10 (30. September) liege bei bis zu 3,5 Milliarden Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Thyssen-Krupp 4,2 Milliarden Euro investiert.
„Neben den Desinvestitionen im Services Bereich konzentrieren wir uns bei Marine Systems auf die führende Position im Marineschiffbau", erklärte Konzernchef Schulz. So sei in Hamburg geplant, jeweils 80 Prozent der Gesellschaften Blohm + Voss Shipyards, Blohm + Voss Repair und Blohm + Voss Industries an die Abu Dhabi Mar Group zu verkaufen (THB 16. Oktober 2009). Im Überwasserschiffbau sei ein Joint Venture mit Abu Dhabi Mar vorgesehen. Hinter dem Unternehmen steht Scheich Hamdan bin Zajed al-Nahjan. Er ist Mitglied der Königsfamilie von Abu Dhabi und hat dieses Jahr auch die Werft Nobiskrug in Rendsburg gekauft. Der Vertrag soll bis Januar ausgehandelt sein. Dann will sich der neue Investor bei Blohm + Voss auch um den Bau und die Vermarktung von Megayachten kümmern.