Streit um Hafenschlick
Hamburger Hafenschlick sorgt erneut für Streit in der Stadt. Eine Initiative im Stadtteil Billstedt macht gegen eine mögliche Nutzung des Altspülfeldes Kirchsteinbek als Schlickdeponie mobil. Für Freitag hat die Initiative «Kein Schlick in Billstedt» zu einer Demonstration aufgerufen. «Ich hoffe auf 200 Teilnehmer», sagte Organisator Werner Dantziger am Mittwoch.
Die Hamburg Port Authority (HPA) will bald mit Erkundungsbohrungen auf dem
42 Hektar großen Grundstück (etwa zweieinhalbfache Größe der
Binnenalster) im Südosten der Stadt beginnen, um die Standfestigkeit des Bodens zu prüfen. Sollte Kirchsteinbek als Deponie infrage kommen, könnten die Ablagerungen nach HPA-Angaben bis zu 28 Meter hoch aufgeschüttet werden. Nach dem Ende der Arbeiten soll das heute für die Öffentlichkeit gesperrte Gebiet als Park geöffnet werden.
HPA-Sprecherin Christiane Kuhrt betonte, dass im Moment alle Möglichkeiten zum Umgang mit dem gering belasteten Hafenschlick geprüft werden. «Wir müssen das Baggergut unterbringen, wir müssen die Wassertiefen sicherstellen.» Die HPA habe den Auftrag, den Hafen schiffbar zu halten. Mit den Bohrungen, die wahrscheinlich im Januar beginnen und noch vor Beginn der Vogel-Brutsaison abgeschlossen werden sollen, will die HPA eine Entscheidungsgrundlage schaffen. «Ob wir mit dem Planfeststellungsverfahren beginnen, wird sich zeigen», sagte Kuhrt.
Dantziger wirft der HPA vor, die Sorgen der Anlieger nicht ernst zu nehmen. «Wir fühlen uns zur Zeit etwas auf den Arm genommen.» Ihnen sei gesagt worden, die Bohrungen sollten nur 10 Meter tief innerhalb der Altablagerung erfolgen, um die Schadstoffbelastung zu untersuchen. Nun gehe es um 30 Meter tiefe Bohrungen, um festzustellen, ob weiterer Schlick aufgeschüttet werden kann. Auch seien viel mehr Bäume als angekündigt gefällt worden. «Wir denken, da werden schon Fakten geschaffen», kritisiert Dantziger. Auf der alten Spülfläche waren von 1959 bis 1982 Baggergut, Flugasche, Filter- und Sielschlämme sowie Rückstände aus einem Hüttenbetrieb untergebracht worden.Im Hamburger Hafen fallen kontinuierlich große Mengen Schlick an, die ausgebaggert werden müssen, damit die Wassertiefe erhalten bleibt. Elbsedimente mit sehr geringer Schadstoffbelastung werden im Fluss umgelagert, belasteter Schlick muss an Land gebracht werden - rund 600 000 Kubikmeter pro Jahr. Die bestehenden Deponien in Francop und Feldhofe haben nur noch eine begrenzte Aufnahmekapazität von zusammen sieben Millionen Kubikmeter. In Kirchsteinbek könnten weitere drei Millionen Kubikmeter untergebracht werden. Sollte das Vorhaben verwirklicht werden, könnte von etwa 2011 bis 2024 Schlick per Lastwagen nach Kirchsteinbek gebracht werden.