"Soldaten effektiver als Zerstörer"
Der Einsatz bewaffneter Sicherheitstrupps auf Frachtern zum Schutz vor Piraten ist wegen der Gefahr einer Gewaltspirale ein viel diskutiertes Thema. Gestern hat sich abermals der Kommandeur der „Atalanta"-Mission für solche Teams ausgesprochen.
„Ich bin immer für militärische Schutzkommandos an Bord von Schiffen gewesen, wenn das in den richtigen Umständen auf den richtigen Schiffen gemacht wird", sagte der britische Admiral der EU/NavFor-Mission Peter Hudson in Brüssel. „Sechs entschlossene Marinesoldaten können ein Schiff ebenso gut verteidigen wie wir mit einem teuren Zerstörer", so der Kommandeur.
Er sei für den Einsatz solcher Soldaten an Bord jener Schiffe, die humanitäre Hilfsgüter des Welternährungsprogramms oder Versorgungsgüter für die Truppen der Afrikanischen Union in Somalia transportieren. „Das würde mir auch einen besseren Einsatz der hier stationierten Kriegsschiffe erlauben", argumentierte er.
Beim Schutz der allgemeinen Handelsschifffahrt habe die EU-Operation gemeinsam mit der NATO und anderen Staaten erhebliche Fortschritte gemacht. Mehr als 70 Gruppen mit rund 500 Piraten sind demnach in den vergangenen drei Monaten an Kaperungen gehindert worden. An der rund 2000 Kilometer langen somalischen Küste befänden sich jedoch mindestens 70 Piratenlager, die nicht alle kontrolliert werden könnten, so der Brite weiter.
Derzeit haben somalische Piraten 17 Fracht- und Fischereischiffe sowie vermutlich zehn kleinere Dhaus mit schätzungsweise insgesamt über 470 Seeleuten in ihrer Gewalt. Im Golf von Aden ist es den Marine-Einheiten zwar gelungen, die Zahl der Angriffe von durchschnittlich 15 auf vier bis fünf pro Monat zu verringern. Doch die Seeräuber wissen sich zu helfen. Immer öfter agieren sie mittlerweile näher an der indischen als an der afrikanischen Küste – und damit außerhalb des von „Atalanta" kontrollierten Seegebiets.
Vorraussichtlich nächste Woche werden die EU-Außenminister das Mandat des Anti-Piraten-Einsatzes bis Ende 2011 verlängern.