„Seute Deern“ als 3D-Scan

Der Nachbau des gesunkenen und nicht mehr zu rettenden Traditions-Großseglers „Seute Deern“ wird vermutlich deutlich teurer als bisher veranschlagt. Die Kosten könnten sich statt auf die bisher gedachten 47 Millionen Euro auf bis zu 80 Millionen Euro belaufen. Das soll aus einem bislang nicht veröffentlichten, im Auftrag der Stadt Bremerhaven erstellten Gutachten hervorgehen.

Derweil geht das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven neue Wege. „Dank der Unterstützung der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien haben wir die Chance, die ‚Seute Deern‘ dreidimensional zu scannen“, sagt Prof. Dr. Sunhild Kleingärtner, Geschäftsführende Direktorin des DSM. Die Daten können Grundlage für den Nachbau oder ein mögliches virtuelles Modell sein, meint sie. 267.000 Euro stehen für die Dokumentation, die Erstellung eines technischen 3D-Modells, die Bergung wiederverwendbarer Bestandteile sowie deren Restaurierung und Einlagerung zur Verfügung.

Wo sich das Steuerrad der „Seute Deern“ befand, wie groß ihr Anker war und wie viele Nägel die Planken des Rumpfes zusammenhielten, all das lässt sich mit Hilfe des Scans erkennen. Als Wahrzeichen Bremerhavens spielt das 1919 gebaute Segelschiff eine große Rolle. Im August 2019 ist es nach massivem Wassereinbruch gesunken. Nun soll es abgewrackt werden. Damit die bei Gulfport Shipbuilding Co. in den USA gebaute und 1938/39 bei Blohm + Voss in Hamburg umgebaute „Seute Deern“ auch nach dem Rückbau in Erinnerung bleibt und es Antworten auf Detailfragen gibt, haben Vermessungsingenieure sie genau unter die Lupe genommen. Volker Platen und sein Team von der Firma denkmal3D haben mit modernster Technik Scans des 75,70 Meter langen Segelschiffes erstellt. Rund um das Schiff und an Bord vermaßen die Ingenieure Zentimeter für Zentimeter. Vier Milliarden Messpunkte und 250 Scans kamen zusammen.

„Mit den Scan-Daten füllen wir eine Lücke im Bestand. Bisher gab es keine Konstruktionspläne der ‚Seute Deern‘. Die Technologie macht die Sicherung des Ist-Zustandes möglich und letztendlich bietet sie die Grundlage für weitere Nutzungsoptionen, beispielsweise in Form eines virtuellen Spaziergangs durch das barrierefreie Modell“, sagt Dr. Lars Kröger, Projektleiter Museumshafen am DSM.

Nach den Bestimmungen des Denkmalschutzgesetzes ist es möglich, ein Objekt aufzugeben, wenn es so stark geschädigt ist, dass es nur mit unverhältnismäßigem Aufwand erhalten werden könnte und dabei womöglich die Authentizität nicht mehr gewährleistet ist. „So ist es hier“, sagt Prof. Dr. Georg Skalecki, Landeskonservator im Landesamt für Denkmalpflege. „Die durchgeführte Dokumentation wird jetzt noch durch eine Digitalvermessung ergänzt, sodass man auch später zumindest auf diesem Wege noch eine Ahnung des verlorenen Kulturgutes haben kann“, so Skalecki.

Einst hatte die „Seute Deern“ eine Segelfläche von 1418,60 Quadratmetern und 28 Mann Besatzung. Sie war Holzfrachter und Jugendherberge, Restaurantschiff und Touristenattraktion. 1972 kam die „Seute Deern“ als Gründungsgeschenk ans DSM.  tja/dpa

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