Rostock: Kampf gegen Wrackplünderer
Viele Schiffe sind über die Jahrhunderte im Sturm untergegangen, in gefährlichen Untiefen leckgeschlagen oder bei Seegefechten versenkt geworden. Die Wracks sind bedeutende Funde für die Unterwas ser archäologie, der sich seit Montag das 16. Schiffsarchäologische Seminar in Rostock widmet.
Interessierte Taucher sollen hier noch bis Freitag praktisch und theoretisch einen Überblick über bedeutende Schiffswracks in der Ostsee, dem wohl wrackreichsten Binnenmeer der Welt, erhalten, erklärt der Veranstalter, die Gesellschaft für Schiffsarchäologie in Rostock. Wrackplünderer waren jahrelang ein Problem.
„Die Zahl der professionellen Wracksucher ist ex trem zurückgegangen“, sagte Eyk-Uwe Pap, Geschäftsführer des Baltic Taucherei- und Bergungsbetriebs in Rostock. „Kleinere Gruppen und Privatleute, die sich alleine auf einen Tauchgang begeben und plündern, findet man jedoch verstärkt.“ Diese würden vor allem Fischer nach Wrackpositionen befragen. Ganz legal sei das Ganze nicht. Das Betauchen der Wracks durch Privatleute liege in einer Grauzone. „Gott sei Dank sind diese Taucher alle semiprofessionell unterwegs und können Wracks in extremen Tiefen gar nicht erst erreichen“. In bis zu 30 Metern Tiefe gebe es in der Ostsee jedoch ein hohes Aufkommen an Sporttauchern. „Manchmal organisieren sie sich auch“, sagte Pap. „Dann versuchen die Hobbytaucher gezielt, ganze Schiffswracks abzufräsen.“ Einige tausend Wrackpositionen seien in der Ostsee bekannt. „In den letzten 500 Jahren gab es viele Fahrzeuge, die dort als Lastensegler unterwegs waren“, erklärte er. Diese hätten das Binnenmeer oftmals in seinen Seegangsverhältnissen unterschätzt und seien untergegangen. Auch zahlreiche Kriege hätten zu der bunten Schiffswrack-Flora am Meeresboden beigetragen. Insbesondere in Südschweden, Dänemark und Polen würden viele Wracks im Meer liegen, erläutert Pap. „Bei Polen befinden sich bekannte Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg.“ Unter anderem würde sich dort das Kreuzfahrtschiff der nationalsozialistischen Organisation „Kraft durch Freude“, die „Wilhelm Gustloff“, befinden. Auch die „Graf Zeppelin“, ein Flugzeugträger der deutschen Wehrmacht, liege am Grund vor der polnischen Küste.
„Wir haben immer drei bis fünf Tauchschiffe in der Ostsee.“ Vor vier Wochen hätten die Baltic-Taucher den Propeller eines englischen Bombers gefunden, der 1944 abgestürzt war. Derzeit soll geklärt werden, ob es sich hierbei um ein technisches Denkmal handelt. „Dann werden wir ihn an ein Museum übergeben.“ mv/bre