Publikumsmagnet „Tag der Seenotretter“
Trotz Sturmwarnung nutzten am Sonntag mehr als 20.000 Besucher den diesjährigen „Tag der Seenotretter“, um sich aus erster Hand ein Bild von der Einsatzbereitschaft und der Leistungsfähigkeit der „Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger“ (DGzRS) zu machen.
Bei den Strandpartys und Vorführungen von Borkum bis Ueckermünde seien insgesamt 22.000 Besucher gezählt worden, sagte DGzRS-Sprecherin Antke Reemts. Die Sorge, dass Sturmtief „Zeljko“ die Rettungskräfte in besonderer Weise beanspruchen würde, erwies sich im Nachhinein als unbegründet. „Der Sturm war nicht so schlimm. Es gab nur einige Routineeinsätze. Allerdings fielen die Rettungsvorführungen in Zingst wegen des auflandigen Windes etwas kleiner aus als angekündigt“, so Reemts.
An vielen ihrer 54 Stationen an Nord- und Ostsee informierte die Gesellschaft den ganzen Tag lang über ihre oft gefahrvolle Arbeit. Höhepunkte waren dabei die Vorführungen und Besichtigungen der Seenotrettungskreuzer und -boote. So bekamen die Besucher der Stationen Amrum und Neustadt in Holstein mit der „Ernst Meier-Hedde“ und der „Henrich Wuppesahl“ die modernsten Rettungseinheiten der DGzRS zu sehen. Beide waren Ende Mai im Rahmen der Veranstaltungswoche zum 150-jährigen Bestehen der DGzRS getauft worden. (THB 2. Juni 2015).
In Zingst hatte die Gemeinde anlässlich des 150. Geburtstages der Seenotretter eine besondere Jubiläumsveranstaltung für Kinder und Erwachsene organisiert. Zugleich wurde damit ein zweites Jubiläum der Organisation in diesem Kalenderjahr gewürdigt: Vor 25 Jahren ist die DGzRS auf ihre angestammten Stationen zwischen Poel und Ueckermünde zurückgekehrt und hat den Seenotrettungsdienst auch wieder an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns übernommen.
Dementsprechend nutzte auch Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) das Event in Zingst, um den selbstlosen Einsatz der Ini tiatoren zu würdigen und deren Bedeutung auch für den Tourismus hervorzuheben. Das Zusammenspiel der Rettungskräfte am und auf dem Wasser mache die Küsten und Seegebiete für Urlauber und Einheimische sicherer. „Das Engagement vor Ort ist eine großartige Leistung“, betonte Glawe. Weiter fügte er hinzu: „Ihre tatsächlich geleistete Arbeit bleibt oft im Verborgenen, sie helfen Katastrophen zu verhindern.“
In Wilhelmshaven und Heiligenhafen zeigten gleich mehrere Rettungseinheiten der DGzRS „Mann-über-Bord“-Übungen. In Langballigau übten die Seenotretter gemeinsam mit dänischen Marinefliegern die Zusammenarbeit zwischen schwimmenden Rettungseinheiten und Hubschraubern. Auf einigen Stationen besuchten auch ausländische Seenotretter ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen, so zum Beispiel auf Borkum und in Laboe. Historische Rettungseinheiten, Modellboote, Musik und Filme, Speisen und Getränke rundeten das bunte Programm ab, das sowohl viel Information als auch Entertainment bot.
Nach Angaben der DGzRS wurden 2014 in der Nord- und Ostsee 55 Menschen aus akuter Seenot gerettet und 713 Personen vor drohenden Gefahren in Sicherheit gebracht. Die Bilanz weist für das gesamte Jahr knapp 2200 Einsätze aus, durchschnittlich rücken die Helfer sechsmal pro Tag aus.
Kurs auf die Zukunft
Echten Kultstatus besitzt inzwischen das 32 Zentimeter große rot-weiße Spendenschiffchen der DGzRS. In Arztpraxen, an Kassen und auf Fährschiffen steht es auf dem Tresen und nimmt Spenden für die Arbeit der Seenotretter auf. Knapp eine Million Euro pro Jahr kommen dabei zusammen.
In diesem Jahr wird die Spendenbüchse 140 Jahre alt und die Seenotretter gehen mit der Zeit, ohne dabei ihr identitätsstiftendes Markenzeichen zu vernachlässigen. „Einige Sammelschiffchen sind inzwischen mit Kommunikationseinrichtungen ausgerüstet. Damit sind Spenden via Handy und Smartphone möglich“, erläutert DGzRS-Sprecher Christian Stipeldey. Mittels QR-Code nehmen die Schiffchen bargeldlose Zahlungen entgegen, die gebührenfrei über die Handyrechnung abgebucht werden. Ein spezieller Aufkleber enthält die Technik und Symbole. Damit verliert die Spendenwerbung der DGzRS auch in Zeiten von Internet und Crowdfunding nicht den Anschluss. bre/dpa