Problem der Schiffsemissionen überbewertet
Das Problem der Schiffsemissionen wird nach Expertenansicht überbewertet. Es ist schizophren, die Schifffahrt auf die Anklagebank zu setzen. Der Anteil ist bezogen auf das Transport-Volumen verschwindend gering, sagte Professor Peter Boy vom Institut für Schiffsbetriebstechnik der Fachhochschule Flensburg in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Allerdings befürworte auch er, den Schadstoffanteil im Schweröl weiter zu verringern. Wenn Potenzial drin ist, muss etwas gemacht werden. Das Schiff sei zwar das umweltfreundlichste Verkehrsmittel, da jedoch in anderen Bereichen der Schadstoffausstoß geringer werde, steige der Anteil der Schiffemissionen gemessen am Gesamtausstoß an. Derzeit sind weltweit rund 3,5 Millionen Schiffe unterwegs, der Großteil davon wird mit schwefelhaltigem Schweröl betrieben. Die Abgase werden für sauren Regen mitverantwortlich gemacht, zudem steigt die Feinstaubbelastung. Nach Angaben von Boy sind die Emissionsauflagen in der Schifffahrt deutlich laxer als auf der Straße. Auf den Weltmeeren gilt ein maximaler Schwefelanteil von 4,5 Prozent. In Nord- und Ostsee sowie anderen Regionen sind es 1,5 Prozent. Umweltverände fordern, die Grenze auf bis zu 0,1 Prozent zu verringern. Wenn man für einen schwefelfreien Kraftstoff plädiert, hat es nur Sinn, wenn es weltweit eingeführt wird, betonte Boy. Die Schwefelwolken würden sich nicht an Ländergrenzen halten. Ein europäischer Alleingang führe zu Wettbewerbsnachteilen. Um schädliche Schwefelanteile nicht weiter in die Luft zu blasen, müssen diese entweder bereits bei der Herstellung des Kraftstoff herausgefiltert oder aber nach der Verbrennung aus den Abgasen gewaschen werden. Die erste Variante kostet zusätzliche Energie, so entsteht eine ungünstigere Energiebilanz, erklärte Professor Hark Okke Diederichs vom Institut für Maschinen und Anlagentechnik. Beim Auswaschen der Schwefelstoffe stehe das Problem der Entsorgung im Vordergrund. In den Schiffen müssten große Lagerräume bereitgehalten werden. Dies verringere den Laderaum für Waren und mache den Transport teurer. Es ist noch nicht klar, in welche Richtung es geht, sagte Boy. Diederichs betonte, als Alternative zum Kraftstoff sei die Brennstoffzelle im Gespräch. Diese sei aber noch nicht ausgereift und derzeit noch viel zu teuer. Lediglich die Marine verfüge über einen Brennstoffzellenantrieb, zum Beispiel für U-Boote. Die Brennstoffzelle ist in großen Maßstäben auf lange Zeit noch nicht verfügbar, sagte Diederichs. Bis 2015 soll die Entwicklung so weit sein, dass zumindest küstennahe Schiffe wie Fähren mit diesem Antrieb ausgerüstet werden können. Klar ist: Es wird in Zukunft mehr Geld kosten, konstatierte Diederichs. Wenn Schiffe in Häfen statt eigener Motoren an den Landstrom angeschlossen würden, wie es derzeit diskutiert wird, werde das Problem lediglich verlagert, erklärten die Wissenschaftler. Die Belastung entstehe dann nicht mehr im Hafen, sondern beim Kraftwerk. Diederichs sagte, dies führe zwar zu einer Verringerung der Feinstaubbelastung in den Häfen. Dafür würden die Menschen im Umkreis eines Kraftwerkes stärker mit Emissionen belastet. Mehr: In der Tagesausgabe des THB Deutsche Schiffahrts-Zeitung.