"Plastiki" in See gestochen
Mit Müll gegen Müll: Der aus 12 500 Plastikflaschen gebaute Katamaran «Plastiki» ist am Samstag bei San Francisco zu einer gut dreimonatigen Reise nach Sydney in Australien aufgebrochen.
Im Vorort Sausalito hisste die Crew des 20 Meter langen Müllbootes die Segel. «Und wir sind weg. Die Expedition beginnt», schrieb Initiator und Skipper David de Rothschild beim Kurznachrichtendienst «Twitter». Mit der Fahrt wollen der 31-jährige Abenteurer, Aktivist und Bankierssohn und sein Team auf die Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll aufmerksam machen und für Recycling werben.
Zu der sechsköpfigen Crew gehört auch ein Enkel des norwegischen Entdeckers Thor Heyerdahl, der 1947 mit der «Kon Tiki» den Pazifik überquert hatte. Die Idee kam de Rothschild vor vier Jahren, als das UN-Umweltprogramm UNEP einen Bericht über die Verschmutzung der Weltmeere mit Plastikmüll vorstellte. Laut UNEP macht Plastik, vor allem Tüten und Flaschen, 80 Prozent des gesamten Mülls in den Weltmeeren aus.
In einer Werft in San Francisco experimentierte de Rothschild mit ausgedienten Plastikflaschen, Recycling-Material und modernster Technik. Der Bootsrumpf ist mit mehr als 12 000 Zweiliter- Plastikflaschen umkleidet, die dem Katamaran 68 Prozent des nötigen Auftriebs verleihen. Über die Kosten sagte er: «Mehr als mir lieb war, aber weniger, als es hätte kosten können.»
Wissenschaftler verweisen schon länger auf eine schwimmende Plastikmüllhalde im Pazifik (Great Pacific Garbage Patch) von der Größe Mitteleuropas. Nach anderen Schätzungen ist der Müllstrudel sogar doppelt so groß. Wegen der Oberflächenströmungen sammelt sich dort der Müll an. Im Januar stellten amerikanische Meeresforscher zudem einen Bericht über ein ähnliches Phänomen im Nordatlantik vor.
Die größte Dichte entdeckten sie oberhalb der karibischen Inseln. Dort schwammen bis zu 200 000 Plastikstücke je Quadratkilometer auf der Meeresoberfläche.