Ost-Werften nehmen Kurs auf Spezialschiffbau
Mecklenburg-Vorpommerns Werften wollen angesichts anhaltender Überkapazitäten im weltweiten Schiffbau in diesem Jahr konsequent auf neue Spezialschiffe setzen. Schon 2011 habe sich die Auftragslage für den nordostdeutschen Schiffbau entsprechend verbessert, erklärte Björn Swinarski, Fachbereichsleiter Maritime Wirtschaft der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rostock, der Nachrichtenagentur dpa. Mit repräsentativen Neubauvorhaben wie Fähren, Flusskreuzlinern oder Offshore-Konverter-Plattformen sendeten die Werften wichtige Signale für die Wettbewerbsfähigkeit des maritimen Standortes an der Ostsee aus, meinte Swinarski.
Sorgen allerdings bereite der Branche weiterhin die Zurückhaltung der Banken bei der Auftragsfinanzierung, so der Experte weiter. Eine sinkende Stimmung in Norddeutschlands maritimer Wirtschaft hatte die IHK Nord erst im November nach einer Konjunkturumfrage bei Reedern, Schiffbauern und Hafenlogistikern konstatiert. Probleme wurden mit anhaltenden Überkapazitäten und immer kürzer werdenden Konjunkturzyklen auf den globalen Schifffahrtsmärkten begründet.
Die P+S-Werften Stralsund und Wolgast sehen den aktuellen Auftrag der Reederei Scandlines als Teil ihrer Neuausrichtung zum Spezialschiffbauer, wie eine Sprecherin sagte. Ende März solle die erste der beiden Scandlines-Fähren in Dienst gestellt werden, im Mai die zweite. Daneben baut die Gruppe zwei Spezialtransportschiffe für die dänische Reederei DFDS, zwei Offshore-Installationsschiffe, ein Schwerlastschiff und fünf eisgängige Spezialfrachter für die grönländische Reederei Royal Arctic Line sowie vier Küstenwachschiffe für Schweden. Im Auftragsbuch der P+S-Werftengruppe mit knapp 2000 Beschäftigten stünden Schiffe mit einem Gesamtauftragsvolumen von über einer Milliarde Euro, so die Sprecherin. Die Auslastung der Standorte in Vorpommern sei bis Mitte 2013 gesichert.
Im Aufwind sieht sich auch die Neptun-Werft (Meyer-Neptun-Gruppe) mit aktuell 380 Beschäftigten. Das Auftragsbuch der Rostocker beinhaltet derzeit zwei Flusskreuzfahrtschiffe für den Reiseanbieter A-ROSA. Die Neubauten sollen im März 2012 und 2013 an die Reederei in Rostock geliefert werden, wie eine Sprecherin mitteilte. Außerdem seien acht Flusskreuzfahrtschiffe für Viking River Cruises (Basel/Schweiz) und ein Forschungsschiff bei Neptun geordert.
Die Nordic-Werften Wismar und Warnemünde haben sich 2011 offenbar vom Containerschiffbau verabschiedet, nachdem Ende September der arktische Spezialtanker "Nordic AT 19" an das russische Bergbauunternehmen Norilsk Nickel übergeben worden war. Auf den ehemaligen Wadan-Werften wird derzeit nur noch an zwei Umspann-Plattformen für Offshore-Windparks gearbeitet. Von einst 2400 Arbeitsplätzen sind nach IHK-Angaben an beiden Standorten zusammen noch gut 800 Arbeitsplätze geblieben. Vom Unternehmen war aktuell keine Stellungnahme zur Auftragslage zu bekommen.