Ölstreit zwischen Zypern und Türkei

Das Dementi kam umgehend und von höchster militärischer Stelle. Nein, die Türkei habe keine Kriegsschiffe vor die Küsten Zyperns entsandt. Unsere Schiffe patrouillieren ohnehin in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer. Ein neuer Verband ist nicht geschickt worden, erklärte der türkische Generalstabschef Yasar Büyükanit am Donnerstag und nahm damit Gerüchten um eine Zuspitzung im jüngsten Streit der Türkei mit der griechisch-zyprischen Regierung den Wind aus den Segeln. Doch der Konflikt schwelt weiter. Es geht um Erdöl, nach zyprischer Einschätzung um viel Erdöl, das Nikosia auch ohne Zustimmung der Türkei ausbeuten möchte. Unter dem Meeresboden rund um die drittgrößte Mittelmeerinsel Zypern werden Erdölvorkommen von mehr als 15 Milliarden Barrel vermutet. Der ehemalige zyprische Handels- und Industrieminister Nikos Rolandis veranschlagte den Wert der vermuteten Vorkommen auf rund 400 Milliarden Dollar. Auslöser der Spannungen ist ein Vertrag, den die Republik Zypern im vergangenen Monat mit dem Libanon zwecks Forschung und künftiger Nutzung der vermuteten Erdölvorkommen unterzeichnet hatte. Scharfe Reaktionen der türkischen Regierung waren die Folge. Ankara und die türkischen Zyprer sind der Ansicht, die Regierung im Süden der geteilten Insel habe kein Recht, Verträge dieser Art ohne die Zustimmung der türkisch-zyprischen Volksgruppe abzuschließen. Einen ähnlichen Vertrag hatte Nikosia bereits 2005 mit Ägypten unterzeichnet. Ohne türkische Genehmigung stufe Ankara Forschungen auf dem Meeresboden in der Region um Zypern als Kriegsgrund ein, preschte der Führer der türkisch-zyprischen Volksgruppe, Mehmet Ali Talat, vor. Er warnte den Libanon, Ägypten und die Regierung Zyperns, dass solche Aktionen heiße Konsequenzen mit sich bringen könnten. Inzwischen ruderte Talat wieder zurück. Dass er jemandem mit Krieg drohe, davon könne keine Rede sein. Wir werden aber ganz sicher nicht auf unsere Rechte verzichten. Aus Sicht der US-Regierung zeigen die Spannungen im östlichen Mittelmeer einmal mehr, wie dringlich eine Lösung des Konflikts um das seit 1974 geteilte Zypern sei. Wir ermutigen beide Seiten, sich im Sinne der UN-Vorschläge auf eine Lösung zuzubewegen, zitierten türkische Medien am Donnerstag den Sprecher des US-Außenministeriums, Sean McCormack.

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