Neustart als "Nordic Yards"
Der Verkauf der Wadan-Werften an den russischen Investor Igor Jussufow hat bei der Belegschaft des insolventen Schiffbauers Zuversicht, aber keine Euphorie ausgelöst.
„Dass es nach der Entscheidung zu Freudensprüngen gekommen ist, kann man nicht sagen", erklärte Betriebsrat Harald Ruschel gestern. Am Montag hatte der Gläubigerausschuss der seit Anfang Juni zahlungsunfähigen Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde nach mehrstündiger Sitzung grünes Licht für den 40-Millionen-Euro-Einstieg Jussufows gegeben. Der Kampf um die Weiterbeschäftigung vor allem älterer Kollegen und um Neuaufträge gehe aber weiter, meinte Ruschel. Der ehemalige russische Energieminister Jussufow wird demnach 40,5 Millionen Euro zahlen und knapp die Hälfte der zuletzt 2500 Schiffbauer weiter beschäftigen.
„Wir haben einen Investor, der für beide Standorte eine Perspektive als Werftstandorte bietet. Darüber bin ich sehr froh", sagte Insolvenzverwalter Marc Odeberecht nach der fünfstündigen Beratung mit Vertretern von Banken, Ministerien, Arbeitsagentur, Zulieferern und Belegschaft. Die Übernahme erfolge rückwirkend zum 15. August. Die Produktion werde mit der Abarbeitung alter Aufträge langsam wieder angefahren.
Neue Aufträge für den Werftenverbund Nordic Yards sollen nach Angaben des neuen Besitzers vor allem aus Russland kommen. Dazu seien Joint Ventures mit russischen Großunternehmen geplant. „Es gibt auf beiden Seiten die Erwartung, dass wir von dieser strategischen Zusammenarbeit profitieren", sagte der Sohn des Investors, Witali Jussufow. In Wismar und Rostock-Warnemünde sollen eisbrechende Tanker gebaut werden, die Öl und Gas aus subpolaren Fördergebieten zu den Umschlagplätzen transportieren. Auch Bohrplattformen und Offshore-Windkraftanlagen sollen zum Produktprofil gehören.
Die Wismarer Betriebsrätin Ines Scheel äußerte sich zuversichtlich. „Der neue Investor macht einen seriösen Eindruck. Zweifel, die uns nach den Erfahrungen mit dem bisherigen russischen Besitzer Andrej Burlakow gekommen waren, sind ausgeräumt." Scheel bedauerte jedoch, dass zunächst nicht mehr als 1200 Kollegen auf der neuen Werft Arbeit finden werden.
Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns, die mit rund 35 Millionen Euro einer der größten Wadan-Gläubiger ist, hatte dem Übernahmekonzept des ehemaligen russischen Energieministers Jussufow am Mittag bereits zugestimmt und damit den Weg für den Verkauf frei gemacht. Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) wertet den Verkauf der beiden Wadan-Werften als „hoffnungsvollen Anfang". Der Investor müsse sich nun um Aufträge kümmern, das Management auf die Beine stellen. „Wir gehen davon aus, dass ganz offensichtlich Herr Jussufow andere Möglichkeiten hat als der bisherige Eigentümer", sagte Seidel. Von einem Erfolg könne aber erst die Rede sein, „wenn wieder Schiffbau oder meinetwegen auch der Bau von Offshore-Geräten (...) stattfindet".