Neubau-Auftrag für Nordic-Werft in Wismar
Nach mehr als zwei Jahren Auftragsflaute ist bei den existenzbedrohten Nordic-Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde eine möglicherweise rettende Bestellung eingegangen.
Der russische Bergbau-Konzern Norilsk Nickel unterzeichnete am Wochenende einen Vertrag über den Bau eines eisbrechenden Spezialtankers, teilte eine Sprecherin von Nordic-Eigentümer Vitali Yusufov gestern mit. Der Abschluss könnte den Schiffbaubetrieben die dringend benötigte Atempause verschaffen. Der Vertrag steht aber unter dem Vorbehalt eines Finanzierungskonzeptes.
Der rund 170 Meter lange Tanker „Nordic AT 19" soll im September 2011 ausgeliefert werden, Baubeginn ist den Angaben zufolge am 1. Juli dieses Jahres in Wismar. Die Konstruktionsarbeiten hätten bereits begonnen, hieß es.
Zur Auftragssumme und Art der Finanzierung wollte Nordic Yards zunächst keine Angaben machen. „Dazu herrscht noch Stillschweigen", sagte Yusufovs Sprecherin Tina Mentner dem THB. „Die Unterschriften auf dem Vertrag sind aber trocken." Norilsk Nickel hatte bei den früheren Wadan-Werften zuletzt im Juli 2006 vier eisbrechende Containerschiffe bestellt, der Auftragswert lag bei 320 Millionen Euro. Eine Projektskizze des Neubaus gebe es noch nicht, sagte Mentner. Yusufov kündigte an, dem in Moskau ausgehandelten Geschäft würden bald weitere folgen: „Wir sind sehr froh über die Perspektive, die dieser Auftrag für unser Unternehmen und unsere Mitarbeiter darstellt", erklärte er. Der russische Investor hatte Wadan im August 2009 für 40,5 Millionen Euro übernommen. Ihren bislang letzten Auftrag hatten die Werften im Februar 2008 erhalten.
Das Schweriner Wirtschaftsministerium äußerte sich zurückhaltend zu dem Abschluss. Ein Schiff könne gebaut werden, wenn der Vertrag unterschrieben sei und die Baufinanzierung stehe, sagte ein Sprecher – bisher sei aber kein Finanzierungskonzept bekannt.
Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) in Hamburg hat die Unterzeichnung des Auftrags vom russischen Bergbau-Konzern Norilsk Nickel für die Nordic-Werften als eine gute Nachricht für die Branche bezeichnet. Dies sei der größte Auftrag für die deutsche Werftindustrie seit Anfang 2009, sagte Verbandsreferent Gerhard Carlsson gestern. Im vergangenen Jahr seien bei den 18 deutschen Werften lediglich 20 Aufträge im Wert von insgesamt rund 475 Millionen Euro eingegangen. „Der Nordic-Auftrag ist sehr wichtig. Das ist das, wonach alle unsere Werften momentan intensivst streben." Es gelte nun, die Finanzierung des eisbrechenden Spezialtankers für Norilsk Nickel zu sichern. „Wir hoffen, dass das gelingt. Das ist aber meistens sehr komplex", sagte Carlsson. Ende 2009 arbeiteten in der Branche rund 20 000 Mitarbeiter, im Jahr 2000 waren es noch 25.000. Vielleicht sei der Norilsk-Nickel-Auftrag der Start für weitere Aufträge. Der russische Markt sei gewaltig groß. „Das wäre eine tolle Sache, wenn Herr Yusufov diesen Markt anfassen kann."
Bund und Land hatten den Werften Ende 2008 ein 180-Millionen-Euro-Darlehen
zur Verfügung gestellt. Das Unternehmen kam zudem unter den Rettungsschirm der Bundesregierung. Für den Weiterbau zweier Fähren gab es einen Massekredit über 194 Millionen Euro.