Mit Börtebooten zum Offshore-Hafen

Als Deutschland vor 125 Jahren den Briten Sansibar überließ und dafür Helgoland bekam, schüttelten viele Deutsche den Kopf. Heute erweist sich der Tausch als Glücksfall.

Vor 125 Jahren wurde Helgoland deutsch. Mit dem „Helgoland-Sansibar-Vertrag“ vereinbarten Großbritannien und das Deutsche Reich am 1. Juli 1890, dass Helgoland zu Deutschland kommt und dieses im Gegenzug auf jegliche Ansprüche auf Sansibar verzichten sollte.

Der Flaggenwechsel wurde am 10. August 1890 vollzogen. Daran erinnert die Insel vom 5. bis 10 August mit einer Kulturwoche. Geplant sind eine Ausstellung, ein deutsch-helgoländisch-britischer Abend mit Kostümen aus den vergangenen 200 Jahren, ein Empfang und die traditionelle Börteboot-Regatta mit Landungsbrückenfest am 10. August. Börteboote sind rund zehn Meter lange, offene Holzboote. Damit werden Besucher von den Fähren, die nicht im Hafen anlegen können, auf die Insel und wieder zurück zu ihrem Schiff gebracht.

War der von Bismarck eingefädelte Tausch im imperialen und von kolonialen Träumen beherrschten Deutschland auch sehr umstritten, so erweist er sich heute als Glücksfall. Deutschland verlor nach dem Ende des Ersten Weltkriegs seine Kolonien und hätte damit auch Sansibar aufgeben müssen. Helgoland blieb – mit einer kurzen Unterbrechung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – aber Teil des deutschen Territoriums.

Butterfahrten

Die Briten sprengten 1947 die von Bunkeranlagen durchzogene Insel fast ganz in die Luft. Erst 1952 erhielt die Bundesrepublik die Hoheitsrechte wieder und der Wiederaufbau begann. In der Folge entwickelte sich die einzige deutsche Hochseeinsel wegen einer besonderen Zollregelung zum Ziel so genannter Butterfahrten. Zollfreies Einkaufen wurde während weniger Stunden Aufenthalt ein beliebtes Urlaubsvergnügen für die Deutschen. Doch dieser Reiz verlor sich für Touristen nach der Jahrtausendwende zusehends.

Zusammen mit dem Kreis Pinneberg, zu dem Helgoland administrativ gehört, wurde ein umfassendes neues Leitbild entwickelt. Dessen zentrale Säulen sollen Helgoland fit für das 21. Jahrhundert machen: Nachhaltiger Tourismus, Wellnessangebote und – wirtschaftlich – die Offshore-Industrie. Helgoland ist schon heute Basishafen für den Bau von Windparks in der Nordsee. Nach deren Fertigstellung wird die Insel zentraler Versorgungsstützpunkt – auch mit neuen Jobs. Die Kommune und der Kreis haben deshalb Millionen in einen neuen Hafen auf der Insel investiert. pk

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben