Mehr als 300 Jobangebote

Mehr als 300 frühere Mitarbeiter der insolventen Wadan-Werften haben am Dienstag Stellenangebote des Nachfolgeunternehmens Nordic Yards erhalten. Nach Angaben von Transferchef Oliver Fieber wurde bei einer Jobbörse in Rostock-Warnemünde 68 Schiffbauern ein Wechsel aus der Transfergesellschaft in die vom russischen Investor Witalij Jussufow gekauften Werften in Aussicht gestellt. Am zweiten Standort der drittgrößten deutschen Werft, in Wismar, gab es demnach Übernahmegespräche mit 235 ehemaligen Wadan-Beschäftigten. Fieber sagte, die Angebote seien «ein erster Schritt».

Die Arbeit auf den seit Juni zahlungsunfähigen Werften soll mit dem Weiterbau zweier Großfähren für die schwedische Reederei Stena Line schrittweise wieder anlaufen. Der genaue Zeitplan blieb jedoch vorerst unklar. Zum Wochenbeginn war laut Ex-Betriebsrat Harald Ruschel in Warnemünde «noch nichts vom Wiederanfahren der Produktion zu sehen». Für die Mitte September nach monatelangem Ringen beschlossene Fortsetzung des Fähren-Baus würden die Kollegen je nach Baufortschritt eingestellt, erklärte seine Wismarer Kollegin Ines Scheel. Als Belegschaftsvertreterin habe sie selbst allerdings keine Einladung zu den Beratungsgesprächen mit der Transfergesellschaft erhalten. «Das war nur für geladene Kollegen», bestätigte Ruschel.

Heftig umstritten ist weiterhin die Ausgestaltung der neuen Arbeitsverträge. Bereits am vorigen Donnerstag hatte es nach Auskunft der Transfergesellschaft 59 Übernahme-Offerten von Nordic Yards an frühere Wadan-Mitarbeiter gegeben. Die in den Verträgen enthaltenen Lohn- und Arbeitszeit-Bedingungen stießen bei der IG Metall aber auf harsche Kritik. Die Gewerkschaft fordert ein Festhalten am Flächentarifvertrag, dagegen will Nordic Einschnitte durchsetzen.

Mehrere hundert Schiffbauer hatten am Freitag unter anderem gegen mögliche Lohneinbußen von 25 Prozent, weniger Urlaubstage und eine Verlängerung der Arbeitszeit demonstriert. Erste Verhandlungen mit Anwälten des neuen Werfteigners waren zuvor ohne Ergebnis geblieben.

«Meines Wissens unterliegen die neuen Jobs keiner Tarifbindung», sagte Scheel. Es sei aber denkbar, dass Nordic zu nachträglichen Anpassungen an das Flächentarifniveau bereit sei, sobald die Fährenproduktion begonnen habe. «Wir würden das sehr begrüßen.» Die beiden weltweit größten Fracht-Passagier-Schiffe sollen bis Mitte 2010 an Stena ausgeliefert werden. Weitere Jobbörsen bei Nordic sind für diesen Donnerstag und Montag kommender Woche geplant.

Die IG Metall warnte vor einem «dramatischen Beschäftigungsabbau» in der deutschen Schiffbaubranche. Infolge der Auftragseinbrüche durch die Wirtschaftskrise arbeiteten derzeit nur noch rund 17 500 Menschen auf den Werften - laut einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Bezirks Nord ein Rückgang um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bezirkschefin Jutta Blankau appellierte an die Arbeitgeber, die Mitarbeiter nicht durch Einkommenskürzungen zusätzlich zu belasten: «Wer glaubt, die Löhne weiter drücken zu müssen, wird auf den Widerstand der IG Metall und der Beschäftigten stoßen.»

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