Maritime Wirtschaft setzt auf Rettungsplan

Die deutsche maritime Wirtschaft soll durch einen Notplan gerettet werden.

Die Sorge gilt vor allem den Banken und Emissionshäusern, die sich auf die Finanzierung von Schiffen konzentrieren. Auf Initiative von Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust arbeitet eine Expertengruppe an dem Konzept, das Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) vorgelegt werden soll. Das bestätigte die Wirtschaftsbehörde der Hansestadt. „Einige (Schiffsfinanzierer) stehen massiv unter Liquiditätsdruck oder sind bereits insolvenzgefährdet", heißt es in einer internen Vorlage.

Neben Vertretern Hamburgs gehören dem zehnköpfigen Gremium Wirtschaftsprüfer, Bank- und Schiffsfinanzierungsexperten sowie ein Reedereivertreter an. Den Vorsitz hat der Hamburger Steuerberater und Schiffsfinanzierungsexperte Helmut Rundshagen von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Zu dem Kreis zählen auch Vertreter der Reederei Döhle, des Schiffsfinanzierers MPC Capital AG sowie der Deutschen Schiffsbank.

Der Verfall von Fracht- und Charterraten sowie Schiffs-preisen bedrohe derzeit „alle, die direkt und indirekt mit dem Schiffbau in Verbindung stehen", heißt es laut „Spiegel" in der Senatsvorlage.

„Wenn die Schiffsfinanzierer ihre laufenden Finanzierungen in der Bilanz nach den aktuellen Marktwerten für Schiffe bewerten müssen, drohen weitere Abschreibungen in Milliardenhöhe." Sogar die beteiligten Banken könnten dadurch von der Insolvenz bedroht sein, wenn sie nicht mehr über die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht geforderte Eigenkapitalquote verfügten.

Besonders dramatisch ist die Lage dem Bericht zufolge bei der HSH Nordbank. Rund 30 Milliarden Euro habe die schwer angeschlagene Bank in den vergangenen Jahren an Krediten zur Finanzierung von Schiffen vergeben. Sie habe ihre Risikovorsorge vor allem für den Bereich Shipping von 300 Millionen Euro im ersten Quartal auf 1,8 Milliarden Euro erhöht. Im vierten Quartal dürfte der Abschreibungsbedarf weiter stark auf 3,4 bis 5,1 Milliarden Euro wachsen. Das hätten Vertreter der Bank im Rahmen der Gespräche mit der Wirtschaftsbehörde eingeräumt, berichtete der „Spiegel".

„Bislang ist das Thema in Berlin nicht ernst genug genommen worden", sagte Hamburgs Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU). Zugleich plädiert er für eine ganzheitliche Sicht auf die Schifffahrtskrise. So müsse Staaten wie China oder Korea klar sein, dass nicht jedes bestellte Schiff tatsächlich gebaut und abgeliefert werden könne. Auch die zukünftige Entwicklung der Schifffahrt werde berücksichtigt. Deshalb sei auch der Germanische Lloyd mit seiner Forschung über treibstoffsparende Schiffsrümpfe oder -antriebe dabei.

Der Wirtschaftssenator will in Berlin deutlich machen, dass die Schifffahrt eine nationale Bedeutung hat. „Es besteht die Sorge, dass die gesamte Dimension noch nicht gesehen wird", so der Politiker. Der Finanzbedarf ist so hoch, dass die Schiffsbanken allein niemals in der Lage sein werden, die Last zu schultern. Gestern standen weitere Beratungen an.

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