Lösegeldforderung bestätigt

Russland hat erstmals eine englischsprachige Lösegeldforderung für den aus der Gewalt von Piraten befreiten Frachter «Arctic Sea» bestätigt. Die Seeräuber hätten nach ihrem Überfall Ende Juli gedroht, das Schiff zu sprengen, sollte das Geld nicht gezahlt werden, teilten das russische Verteidigungsministerium und die Versicherungsgesellschaft Renaissance Insurance mit. Am Vortag hatte die Versicherung des Frachters mitgeteilt, dass die Piraten umgerechnet rund eine Million Euro gefordert hätten.

Die Vernehmungen der acht gefassten Seeräuber und der befreiten 15-köpfigen Besatzung dauerten an, teilte das Ministerium mit. Die russischen Behörden informieren seit Tagen nur bruchstückhaft über die Hintergründe um das angeblich drei Wochen lang verschwundene Schiff.

Nach Moskauer Angaben war die «Arctic Sea» am Montag aus der Gewalt der Piraten befreit worden. Die Entführer stammen demnach aus Lettland, Estland und Russland. Sie sollen sich Ende Juli in einem Schlauchboot dem etwa 100 Meter langen Frachtschiff genähert haben.

Das Ministerium teilte nun erstmals auch mit, dass das Schlauchboot sowie Waffen und Munition der Piraten beschlagnahmt seien. Es gibt aber nach wie vor keine Angaben darüber, wie die russische Befreiungsoperation genau ablief. 

Auf dem wieder aufgetauchten Frachter sind aus Sicht von Militärexperten der EU und Russlands wohl doch Waffen geschmuggelt worden. Die «merkwürdige Geschichte» um das mit Holz beladene Schiff könne eigentlich nur mit illegalem Waffenhandel erklärt werden, sagte der estnische EU-Referent für Piraterie, Tarmo Kõuts, der in Tallinn erscheinenden Zeitung «Postimees» (Mittwoch). Auch der Leiter des russischen Zentrums für Militärplanungen, Oberst Anatoli Zyganok, hält einen Militärtransport für wahrscheinlich. «Ich denke, es geht um Rüstungsgüter», sagte er der Moskauer Zeitung «Gaseta».

Nach Darstellung des estnischen Admirals Kõuts eignen sich Holztransporte am besten für den Schmuggel von Waffen, da etwa Flügelraketen unter den Stämmen am besten zu verstecken seien. Laut offiziellen russischen Angaben sollte die mit Holz beladene «Arctic Sea» am 4. August an der algerischen Küste anlegen. Algerien ist ein Großkunde für russische Waffenlieferungen. Der russische Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow hatte mitgeteilt, dass die 15 russischen Seeleute aus der Gewalt von Ostsee-Piraten befreit und acht verdächtige Seeräuber festgenommen worden seien.

Russland hatte mit Kriegsschiffen der Schwarzmeerflotte und laut Medien auch mit im Kampf gegen somalische Piraten erprobten Militärkräften die «Arctic Sea» befreien lassen. Dieser «ungeheure Aufwand der Russen» sei nur damit zu erklären, dass an Bord des Schiffs wohl Waffen geschmuggelt worden seien, sagte Kõuts. Die «heiße Ware» sei bei Kontrollen auf hoher See eigentlich nicht zu entdecken. «Dafür müsste man das Schiff in einen Hafen steuern und den Frachtraum komplett leeren», sagte Kõuts.

Der russische Militärexperte Zyganok führte aus, dass die Besatzung kaum darüber informiert gewesen sein dürfte, welche Fracht noch an Bord war. Angehörige der russischen Seeleute hatten beklagt, dass sie auch Tage nach der Befreiung der «Arctic Sea» noch keinen Kontakt gehabt hätten zu ihren Verwandten. Laut russischen Medien stehen die befreiten Seeleute noch immer unter der Kontrolle des russischen Geheimdienstes.

Derweil teilten maltesische und finnische Behörden mit, dass das Schiff keineswegs „verschwunden" war, sondern dessen Position „einige Tage" bekannt war. Aus Sicherheitsgründen seien aber keine Meldungen darüber veröffentlicht worden.

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