Lindenau-Werft behauptet sich im Wettbewerb
Werft-Chef Dirk Lindenau sammelt Auszeichnungen, wie andere Menschen Briefmarken. Mittlerweile hat die Kieler Lindenau GmbH schon 17 internationale Preise eingeheimst: Unter anderem würdigte die internationale Royal Institution of Naval Architects einen Tankerentwurf der Lindenau Schiffswerft mit einer Auszeichnung für innovatives Design. Selbst Greenpeace hatte damals vom sichersten Tanker der Welt gesprochen. Solche prämierten Innovationen sind das Erfolgsrezept der Schiffsbauer im Kieler Stadtteil Friedrichsort. Das mittelständische Unternehmen kann im rauen Wettbewerb mit riesigen Werften bestehen, da es technologisch die berühmte Nasenlänge vor der internationalen Konkurrenz hat, sagt Lindenau. Dass dafür nicht immer das Rad neu erfunden werden muss, zeigt der Beginn ihrer Erfolgs-Story: Der Bau des ersten Doppelhüllen-Tankers vor mehr 30 Jahren. 1976 bestellte eine norwegische Reederei einen 8000-Tonnen-Tanker, der auch heiße Fracht preiswert transportieren konnte: Viele Flüssigkeiten müssen bei Temperaturen von 60-65 Grad transportiert werden, um pumpfähig zu bleiben. Damals gab es schon Doppelhüllentanker, erzählt Lindenau. Einige Chemietanker waren seit Beginn der 1970er Jahre nach dem Thermoskannen-Prinzip gebaut: Zwei Hüllen, die mit Versteifungen aus Stahl aneinander geschweißt werden und so noch eine zusätzliche Knautschzone bilden. Tatsächlich ergaben Untersuchungen des Germanischen Lloyd, dass die Doppelhülle der Lindenau Werft vier mal mehr Schutz bietet als eine einfache Schiffswand. Als 1993 weltweit für Tanker-Neubauten die Doppelhülle Vorschrift wurde, konnte die Lindenau-Werft auf einen jahrelangen Erfahrungsschatz zurück greifen, um Doppelhüllentankern so kostengünstig wie möglich zu bauen, ohne sie in der Sicherheit schlechter zu machen. Auch danach blickte die (Schiffs-)Welt immer wieder nach Kiel, um sich über Innovationen der Lindenauer zu informieren und um Auszeichnungen zu überreichen: Die bekamen wir für Schiffsbauten, die durch besondere technische Weiterentwicklung über das, was standardmäßig ist, hinaus gegangen ist, erzählt Lindenau. So waren wir eine der ersten Werften, die ohne von einer Vorschrift gezwungen zu sein, die Doppelhülle nicht nur um die Ladetanks, sondern auch die Brennstoffvorratstanks bauten. Eine andere Erfindung war ein Schiff mit zwei Antriebsanlagen: Statt eines großen (und teuren) Schiffsdiesels nahmen die Schiffsbauer zwei kleinere (und deutlich preiswertere) Motoren, bauten diese in getrennte Maschinenräumen. Dazu kommen zwei Getriebe, zwei Propeller und zwei Ruderanlagen, die für das Schiff doppelte Sicherheit bedeuten, da es jetzt auch nach dem Ausfall einer Maschine weiter laufen kann und manövrierfähig bleibt. Besonders stolz ist Lindenau über sein so genanntes Stripping-System zum vollständigen Entladen von Tanks. Dafür installieren die Ingenieure mit hohem technischen Aufwand zusätzlich ein zweites Leitungssystem mit einem dünneren Durchmesser, um auch die letzten Reste aus den Tanks pumpen zu können. Heute können wir einen Ladetank bis auf einen Liter lenzen. Mit ihren knapp 400 Mitarbeitern hat sich die Werft in den letzten Jahrzehnten eine starke Nischen-Position auf dem Weltmarkt erarbeitet. Der Werft-Chef schränkt bescheiden ein: Ohne die ausgezeichnete Zulieferindustrie in Europa könnten wir gar keine innovativen Schiffe bauen.