Leonhardt hofft auf Versicherungen
Die Reederei Leonhardt & Blumberg erwartet, dass die Versicherungen einen Teil des Lösegeldes für die „Hansa Stavanger" übernehmen.
„Wir gehen davon aus, dass zumindest ein Teil des Schadens erstattet wird", sagte Frank Leonhardt am Wochenende. Schließlich habe man vier Monate keine Einkünfte gehabt. Die Höhe des Lösegeldes soll rund 2,7 Millionen Dollar (1,9 Millionen Euro) betragen. Darüber hinaus haben die Piraten sehr viele Wertgegenstände der Besatzungsmitglieder und Teile der technischen Ausrüstung gestohlen, wie Torsten Ites, Kommandant der deutschen Fregatte „Brandenburg", die die „Hansa Stavanger" am Sonnabend in den Hafen von Mombasa eskortierte, berichtete.
Das Schiff soll sich in einem schlechten Zustand befinden. Nach ihrer Ankunft wurden die Besatzungsmitglieder von Psychologen und Ärzten untersucht, bevor sie in einem Hotel untergebracht wurden, wo es mit Reedereivertretern ein gemeinsames Essen gab. Mittlerweile befindet sich ein Teil der Crew auf dem Weg in die Heimat. Nach Reedereiangaben sei geplant, alle Seeleute bis zum heutigen Dienstag nach Hause fliegen zu lassen. Laut Reederei Leonhardt & Blumberg könnten sie alle verlängerten Urlaub nehmen oder ein Extra-Geld erhalten.
Die Ermittlungen des Bundeskriminalamtes (BKA) an Bord in Mombasa werden wohl noch etwa fünf Tage dauern, wie ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Hamburg gestern bestätigte. Fingerabdrücke und DNA-Spuren werden gesichert. Ermittelt wird wegen eines Angriffs auf den Seeverkehr. Wie Reedereisprecher Christian Rychly gegenüber dem THB angab, gibt es noch keine konkreten Pläne, was mit der „Hansa Stavanger" nach der Untersuchung passieren wird. „Es sind einige Spezialisten auf dem Schiff, um die Schäden an Bord zu untersuchen. Danach werden wir entscheiden, wie wir weiter vorgehen", so Rychly. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hamburg ist die „Hansa Stavanger" aber überholungsbedürftig. „Die Reederei wird sie auf Vordermann bringen müssen", bestätigte ein Behördensprecher.
Die neue Crew des Containerfrachters steht schon in Mombasa bereit. Kapitän Bernd Jantzen ist sich der Gefahr durch Piratenangriffe bewusst: „Das ist aber mein Job, und damit muss ich zurechtkommen." In den gefährdeten Gewässern gebe es empfohlene Routen abseits der Küste, an die er sich halten will. Laut einem „Focus"-Bericht befand sich die „Hansa Stavanger" nicht auf einem solchen Sicherheitskurs, als sie gekapert wurde. Der Kapitän sei bereits bei vorherigen Passagen in dem Gebiet zweimal vom Hauptquartier der „Atalanta"-Mission gewarnt worden, zu nah an die Küste Somalias zu fahren.
Der Bundeswehrverband warf der deutschen Regierung indes eine zu zögerliche Haltung während der Entführung vor. Verbandschef Ulrich Kirsch warnte aber vor Geiselbefreiungen, weil sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Todesopfer fordern würden. Zur Lösegeldübergabe war laut dem Nachrichtenmagazin „Spiegel" ein Einsatz von deutschen Kampfschwimmern geplant. Da das Schiff aber zu nah an Land war und die Piraten schnell fliehen konnten, war ein Eingreifen der
Soldaten nicht möglich.