"Hohe Weg": Staatsanwaltschaft ermittelt wieder

Der frühere Eigner des gesunkenen Fischkutters «Hohe Weg» erhebt schwere Vorwürfe gegen die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU). Die Hamburger Behörde habe das Unglück nur oberflächlich untersucht und zudem mit dem Hinweis auf Fehler bei einem Umbau des Schiffes falsche Schlüsse gezogen, ließ der Reeder Dieter Hullmann aus Brake (Kreis
Wesermarsch) am Montag über einen Rechtsanwalt mitteilen. Bei dem Untergang am 8. November 2006 waren die vier Besatzungsmitglieder, darunter auch Hullmanns Sohn, ertrunken. Der Reeder vermutet, dass das Schiff von einer extrem großen Welle umgeworfen wurde.
Als Fehleinschätzung bezeichnet Hullmann das Ergebnis des am Wochenende vorgelegten BSU-Untersuchungsberichtes. Demzufolge konnte der Kutter vor allem als Folge von Fehlern beim Umbau des Schiffes vor knapp fünf Jahren kentern. Mit dieser Auffassung weise die BSU dem Reeder und seiner Familie Schuld zu, «ohne die tatsächlichen Umstände des Unglücks wirklich aufgeklärt zu haben», hieß es in der Mitteilung des Eigners.
Aufgrund des Untersuchungsberichtes hat die Staatsanwaltschaft Oldenburg am Montag ihre Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung wieder aufgenommen. Ein erstes Verfahren sei «mangels Vorhersehbarkeit des Unglücks» eingestellt worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Frühestens in vier Wochen sei mit Ergebnissen zu rechnen.
Der Reeder kritisiert unter anderem, dass die BSU das Seegangsverhalten des Kutters nicht in der Praxis untersucht habe. Anstatt an dem im Juli 2007 geborgenen Wrack einen Kränkungsversuch zu unternehmen, stütze sich die Bundesstelle lediglich auf theoretische Berechnungen und Annahmen. «Werden derart gefundene Annahmen noch mit fehlerhaften Wetterdaten vermengt, ist das Ergebnis nicht mehr brauchbar», heißt es in der Erklärung.
Hullmann ist den Angaben des Anwaltes zufolge überzeugt, dass die «Hohe Weg» trotz der Umbauten außerordentlich seetüchtig war. «Eine simple Nachlässigkeit» habe dem Schiff die Manövrierfähigkeit geraubt. Kurz vor dem Untergang war ein nicht ordnungsgemäß befestigter Schlauch in den Propeller des Schiffes geraten. Anschließend sei das Schiff auf die Untiefen der Nordergründe geraten und dort nach einer Grundberührung gekentert, vermutet Hullmann.
Der Fischkutter «Hohe Weg» war am Abend des 8. Novembers 2006 in stürmischer See binnen weniger Minuten auf den unter Seeleuten als berüchtigt geltenden Nordergründen vor der Wesermündung gesunken. Die Leichen von drei 18 bis 47 Jahre alten Besatzungsmitgliedern wurden Wochen später gefunden. Der 27 Jahre alte Kapitän und Sohn des Reeders gilt immer noch als vermisst.

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