Hapag-Lloyd: Neuordnung perfekt

Der Reisekonzern TUI verringert seine Beteiligung an der Reederei Hapag-Lloyd, bleibt aber immer noch Großaktionär bei dem Hamburger Traditionsunternehmen. Künftig betrage der Anteil rund 22 Prozent, teilte TUI nach einer Aufsichtsratssitzung am Dienstag in Hannover mit. Das Hamburger Eigentümerkonsortium Albert Ballin, das bereits knapp 62 Prozent der Anteile an der Container-Reederei besitzt, wird bis zum 29. Juni von TUI 17,4 Prozent der Hapag-Lloyd-Anteile erwerben - zu einem Kaufpreis von 475 Millionen Euro.

Nach der Billigung durch den TUI-Aufsichtsrat müssen auch die Gesellschafter des Konsortiums, das von dem Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne und der Stadt Hamburg angeführt wird, noch zustimmen. Vorausgegangen waren wochenlange Verhandlungen im Eigentümerkreis über die Zukunft der Reederei. Kühne hatte dann bereits vor zehn Tagen öffentlich grünes Licht für einen TUI-Teilverkauf gegeben. Konzernchef Michael Frenzel will die Hapag-Lloyd-Beteiligung seit langem loswerden, mit dem Erlös Schulden tilgen und das touristische Geschäft ausbauen. Über seine weiteren Pläne dürfte Frenzel an diesem Mittwoch berichten, wenn sich die Eigentümer der TUI zur Hauptversammlung treffen.

«Wir haben für alle Beteiligten eine faire Verhandlungslösung gefunden, die sowohl den wirtschaftlichen Interessen der TUI wie auch der Gesellschafter des Albert-Ballin-Konsortiums und dem Unternehmen Hapag-Lloyd gerecht wird», erklärte Frenzel am Dienstagabend in Hannover.

Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz würdigte die Einigung und sprach von einem guten Ergebnis. Die Reederei sei für den Wirtschaftsstandort wichtig und für den Hafen von größter Bedeutung. Die höhere Beteiligung der Stadt von bisher 24 auf künftig knapp 37 Prozent diene einer nachhaltigen Standortsicherung der Traditionsreederei in Hamburg. Sie sei aber «nicht auf Dauer angelegt».

Das Gesamt-Investment des Konsortiums in Höhe von 600 Millionen Euro verteilt sich auf die Stadt mit 420 Millionen und Kühne, der bisher knapp 25 Prozent hält, mit 160 Millionen Euro. Die die Versicherungen Hanse-Merkur steuern 13 Millionen und Signal Iduna 7 Millionen Euro bei.

Die TUI-Führung hatte bereits vor fast vier Jahren auf Druck von Investoren beschlossen, die Reederei aufzugeben. Doch der Ablöseprozess zog sich hin. Im Herbst 2008 stieg das Konsortium ein, um einen Verkauf ins Ausland zu verhindern. Doch im Zuge der Wirtschaftskrise musste TUI zunächst mehr Anteile behalten und unterstützte die Reederei mit Darlehen, um sie vor dem Ruin zu bewahren.

Nachdem ein geplanter Börsengang vor einem Jahr nach der Katastrophe in Japan platzte und Gespräche mit Investoren ohne Erfolg blieben, hatte TUI ein Drittel von Hapag-Lloyd dem Konsortium angedient. Dies war in dem komplexen früheren Vertragswerk vorgesehen. Nach den jüngsten Vereinbarungen erhält TUI nun auch das Recht, jederzeit ab Juni 2012 einen Börsengang einzuleiten, und Frenzel kann die verbleibenden Anteile auch an Dritte verkaufen.

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