Giftgasgranaten werden nicht geborgen
Vor Helgoland liegende Giftgasgranaten aus dem Zweiten Weltkrieg werden nicht geborgen. Das sagte Innenstaatssekretär Volker Dornquast gestern in Kiel.
Die Gefahr sei zu groß, dass die Granaten platzen könnten, wenn an der Wasseroberfläche der Druck auf die Munition abnimmt. Stattdessen empfiehlt das Innenministerium ein Fischereiverbot in dem Gebiet. Darüber hinaus soll die Marine ihre Übungen dort einschränken. Das Ministerium werde außerdem dafür Sorge tragen, dass dort keine Leitungen auf dem Meeresgrund verlegt werden.
Die mit dem Nervenkampfstoff Tabun gefüllte Munition war im September 1949 auf Anweisung der Britischen Militärverwaltung etwa vier Kilometer südlich von Helgoland versenkt worden. Die Nordsee ist dort zwischen 45 und 55 Meter tief. Insgesamt sollen damals rund 90 Tonnen Feldartilleriegranaten mit 11,7 Tonnen Tabun im Meer gelandet sein.
„Es klingt paradox, aber die Granaten werden richtig gefährlich, wenn man versuchen wollte, sie zu beseitigen", sagte Dornquast. Rund 60 Jahre nach Kriegsende dürften die über eine größere Fläche verteilten Giftgasgranaten in einem „problematischen Zustand" sein. Wenn sie dagegen im Meer bleiben, geht von ihnen nach Ansicht der Experten keine konkrete Gefahr aus. Es gelte als sicher, dass der Kampfstoff bereits aus den meisten Granaten ausgewaschen wurde, sagte Dornquast. Tabun ist wasserlöslich. Die Granaten enthielten relativ wenig Sprengstoff, so dass keine relevante Belastung zu erwarten sei, so der Minister.