Fast 100 Seeleute bei Überfallserie entführt

Nach einer Überfallserie auf kleine indische Frachtschiffe haben somalische Piraten seit einigen Tagen fast 100 Seeleute aus dem südasiatischen Land in ihrer Gewalt.

Seeräuber hätten unmittelbar vor der somalischen Küste in den letzten Tagen mindestens acht kleine Schiffe, sogenannte Dhaus, attackiert und entführt, sagte gestern ein Sprecher der indischen Generaldirektion für Schifffahrtsangelegenheiten (DGS) in Mumbai. Dabei wurden mindestens 97 Seeleute als Geiseln genommen. Sie alle sollen aus dem westindischen Bundesstaat Gujarat stammen. Die genauen Umstände würden derzeit noch untersucht, so der Sprecher. Zu dem Gesundheitszustand der entführten Besatzungen machte er keine Angaben. Auch ist noch unklar, ob es Lösegeldforderungen seitens der Piraten gegeben hat beziehungsweise wie hoch diese sind.

Die Nachrichtenagentur IANS berichtete unterdessen, mehrere betroffene indische Reeder seien bereits auf dem Weg nach Somalia, um mit den Piraten zu verhandeln. «Die Schiffe werden auf offener See in der Nähe eines somalischen Hafens festgehalten», so der Reeder Ahmed Haji Hasan gegenüber IANS. Sein Schiff habe Stückgut von der somalischen Hauptstadt Mogadischu nach Dubai transportiert.

 

Nach Bekanntwerden der Entführungen untersagte die Regierung in Neu Delhi indischen Handelsschiffen, im Golf von Aden sowie in den gefährdeten Gewässern zwischen der Küste Omans und den Malediven zu operieren. «Vor dem Hintergrund der anhaltenden Gefahr durch Piraten mussten wir diese Entscheidung treffen», sagte der Staatssekretär im Schifffahrtsministeriums, K. Mohandas, der Zeitung «Hindustan Times».

Indes hat der Küstenschutz der Seychellen eine weitere Entführung beendet, indem es das gekaperte Fischerei-Schiff „Al Abi" versenkte. Wie der multinationale Marineverband mitteilte, hatte eine Piratengruppe zunächst ein weiteres vor wenigen Tagen entführtes Schiff verlassen. Das Fischereischiff „Galate" sei offensichtlich zu klein für die neun Seeräuber gewesen, berichtet die Atalanta-Mission. Sie hätten es freigegeben, die sechsköpfige Crew allerdings mit auf die „Al Abi" geschleppt, die mitsamt ihrer 21-köpfigen Crew kurz zuvor entführt worden war. Das Küstenschutzboot „Topas" näherte sich der „Al Abi" und brachte es nach Warnschüssen durch Unterwassertreffer zum Sinken. Laut Atalanta konnten daraufhin alle Seeleute gerettet werden.

Auch die anderen Dhaus sollen sich auf dem Weg von Somalia in die Vereinigten Arabischen Emirate befunden haben, als sie angegriffen wurden. Die Behörden wurden auf die Entführungen durch Seeleute des indischen Schiffs „Arzoo" aufmerksam gemacht. Dieses war mit 14 indischen Besatzungsmitgliedern an Bord in der vergangenen Woche von Piraten entführt worden. Die EU/NavFor-Mission „Atalanta" beobachtete die Situation und bestätigte, dass die Somalier das Schiff zwei Tage später wieder verlassen hätten, nachdem der Treibstoff ausgegangen war. Die unversehrte Crew der „Arzoo" berichtete daraufhin, dass die Seeräuber in den letzten Tagen einige kleinere indische Schiffe in ihre Gewalt gebracht hätten und die Besatzungen festhielten.

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