Ehemals deutsche "Charelle" wieder frei
Nach 175 Tagen Geiselhaft sind der ehemals deutsche Frachter „Charelle" und seine zehnköpfige Besatzung von somalischen Piraten freigelassen worden.
Nach Angaben der EU-NavFor-Mission „Atalanta" verließen die Seeräuber das 2980-Tonnen-Mehrzweckschiff am späten Donnerstag. Die unter der Antigua und Barbuda-Flagge fahrende „Charelle" habe sich nach der Freigabe auf dem Weg in sichere Gewässer begeben. An Bord sollen sich sieben Seeleute aus Srik Lanka und drei von den Philippinen befinden. Angaben zu einer Lösegeldzahlung machte der Marineverband nicht. Das Ostafrikanische Seefahrerprogramm teilte allerdings mit, dass Lösegeld gezahlt wurde. „Wir wissen allerdings nicht, wie hoch die Summe war", sagte dessen Piraterie-Experte Andrew Mwangura.
Die 1985 bei der Bremerhavener Seebeckwerft gebaute „Charelle" war am 12. Juni rund 60 Seemeilen südlich der Hafenstadt Sur als erstes Schiff in den Hoheitsgewässern des Oman gekapert und an die somalische Küste entführt worden. Ein Kriegsschiff in der Nähe konnte den Überfall nicht verhindern, weil es seinerzeit noch kein entsprechendes Abkommen der internationalen Streitkräfte mit dem Sultanat gab.
Die Besitzverhältnisse der „Charelle" waren lange Zeit unklar. Das Schiff werde von der neuseeländischen Reederei Tradex Marine Ltd. betrieben, hieß es. Der Besitzer Tarmstedt International sei auf Samoa registriert. Informationen darüber, dass diese Firma einer deutschen Reederei gehört, hatten sich als falsch erwiesen. Peter Ballreich, Inhaber der Hamburger Reederei Thien & Heyenga, mit der das Schiff in Zusammenhang gebracht wurde, sagte im Juni dem THB, dass er die ehemalige „Tarmstedt" vor vielen Jahren nach Neuseeland verkauft habe. Die Käufer hätten die Eignergesellschaften mit übernommen, was zu der Assoziation mit den früheren Eigentümern Thien & Heyenga geführt habe könnte, vermutete Ballreich.